65 Kilometer Reichweite, eingebaute Federungen, Steigungen von bis zu 22 Prozent und das zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von unter 700 Euro. Damit wäre der NAVEE S65D ein echtes Preis-Leistungs-Monster. Ob das auch in der Praxis zutrifft, prüfen wir in unserem E-Scooter-Test.
Design und Verarbeitungsqualität
Inhalt
Mit seinen Maßen von 123 Zentimetern in der Länge, 57 Zentimetern in der Höhe und 53 Zentimetern in der Breite im zusammengeklappten Zustand wirkt der S65D nicht sonderlich kompakt.
Die Verarbeitungsqualität ist insgesamt gut. Die Übergänge zwischen den einzelnen Bauteilen sind sauber gearbeitet, und wir entdecken kaum Spaltmaße – ein klarer Pluspunkt. Leider trübt ein kleiner Mangel dieses Bild: Der Übergang zwischen dem hinteren Schutzblech und dem Trittbrett ist sichtbar schief.
Montage
Die Montage ist erfreulich einfach. Der Scooter kommt nahezu vollständig vormontiert bei uns an, was den Aufbau auf ein Minimum reduziert. Lediglich den Lenker müssen wir noch mit dem Rest des Geräts verbinden. Dafür sind 4 Schrauben nötig, die zusammen mit dem passenden Werkzeug im Lieferumfang enthalten sind.
Der gesamte Prozess verläuft schnell und problemlos. Innerhalb weniger Minuten ist der Scooter einsatzbereit, ohne dass besonderes handwerkliches Geschick erforderlich ist – sehr gut.
Bedienung und Handhabung
Der NAVEE S65D überzeugt mit einer durchdachten und übersichtlichen Steuerung. Das zentrale Bedienelement ist die Power-Taste rechts neben dem Display. Mit einem kurzen Druck starten wir den Scooter, während ein Doppelklick die Leistungsstufe wechselt. Zur Auswahl stehen der Fußgängermodus mit einer Höchstgeschwindigkeit von 6 Kilometer pro Stunde, der Standardmodus (D) mit bis zu 15 Kilometer pro Stunde und der Sportmodus (S), der die gesetzlich möglichen 20 Kilometer pro Stunde ermöglicht. Ist der Scooter eingeschaltet, aktivieren wir mit einem weiteren Klick auf die Taste das Vorder- und Rücklicht – eine einfache und intuitive Lösung.
Unter dem Lichtschalter befindet sich der gummierte Gashebel, den wir während der Fahrt konstant drücken müssen. Dank der gummierten Oberfläche bleibt die Handhabung auch auf längeren Strecken angenehm und ermüdungsfrei. Auf der linken Seite des Lenkers befinden sich die Klingel und die Blinker. Beide Bedienelemente funktionieren einwandfrei und sind leicht erreichbar. Besonders hervorzuheben sind die Blinker, die eigentlich erst in deutlich teureren Geräten verfügbar sind.
Das mittig platzierte Display informiert klar und übersichtlich über die aktuelle Geschwindigkeit, den gewählten Modus und den Akkustand. Ein Warnsymbol für niedrigen Reifendruck ergänzt die Anzeige – eine Funktion, die wir bei vergleichbaren Modellen bislang nicht gesehen haben. Zusätzliche Informationen vermissen wir an dieser Stelle nicht.
Einstellungen per App
Für weiterführende Einstellungen nutzen wir die Mi Home-App des Herstellers, die kostenlos für iOS und Android verfügbar ist. Sie punktet mit einer aufgeräumten Oberfläche und umfangreichen Funktionen. Über die Startseite lesen wir die verbleibende Akkukapazität in Prozent ab und erhalten eine Prognose der Restreichweite.
Darüber hinaus bietet die App die Möglichkeit, den Grad der Energierückgewinnung beim Bremsen einzustellen und eine Wegfahrsperre zu aktivieren. Letztere verhindert das Fortbewegen des Scooters – eine praktische Idee, die jedoch durch einen entscheidenden Nachteil getrübt wird: Die Entsperrung ist nur mit Internetverbindung möglich. Gerade in Tiefgaragen oder anderen Bereichen ohne Netz wird dies schnell problematisch.
Über die App können wir außerdem Software-Updates installieren und den Zustand der Batterie überwachen. Eine Funktion zur Streckenaufzeichnung wäre wünschenswert, liegt jedoch außerhalb der üblichen Ausstattung in dieser Preisklasse. Insgesamt bietet die App einen soliden Mehrwert und ergänzt den Scooter sinnvoll.
Kritikpunkte gibt es bei der Handhabung. Mit über 25 Kilogramm Eigengewicht eignet sich der NAVEE S65D nur bedingt für Pendlerinnen und Pendler, die ihn regelmäßig tragen müssen, etwa beim Umsteigen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Für den Transport im Auto oder für kurze Strecken mag das Gewicht akzeptabel sein, für den täglichen Einsatz empfehlen wir jedoch leichtere Alternativen. Ein weiterer Aspekt ist der Lenker, der nicht höhenverstellbar ist. Nutzerinnen und Nutzer sollten daher vor dem Kauf sicherstellen, dass die Lenkerhöhe zur eigenen Körpergröße passt. Personen über zwei Meter können aufgrund der eingeschränkten Anpassungsmöglichkeiten mit Rückenproblemen rechnen.
Fahrverhalten
Im Test fahren wir den NAVEE S65D fast ausschließlich im Sportmodus, da uns hier die maximale Geschwindigkeit zur Verfügung steht. In der Praxis übertrifft das Gerät diese Angabe leicht und erreicht bis zu 22 Kilometer pro Stunde – zwar nicht zulässig, aber noch im Toleranzbereich. Die Beschleunigung von 0 auf 20 gelingt uns in 5,5 Sekunden. Das ist zwar nicht rekordverdächtig, bietet dennoch eine ordentliche Dynamik, die für Fahrspaß sorgt. Die Kurvenlage ist stabil und ermöglicht auch enge Manöver – gerade in problematischen Verkehrssituationen ein klarer Pluspunkt.
NAVEE S65D | |
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Leistung | max. 900 Watt |
Reichweite laut Hersteller | 65 Kilometer |
Gewicht | 26,5 kg |
Tragfähigkeit | 120 kg |
Ein Highlight des S65D ist die integrierte Federung an Vorder- und Hinterachse – in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit. Gerade auf unebenen Untergründen wie Kopfsteinpflaster zeigt sich der klare Vorteil: Das Fahrgefühl bleibt komfortabel und angenehm.
Der 450-Watt-Motor verspricht laut Hersteller, Steigungen von bis zu 22 % zu bewältigen. In der Praxis erreicht der Scooter jedoch nicht diesen Wert, bevor die Geschwindigkeit deutlich abnimmt. Bei stärkeren Anstiegen bewegt er sich lediglich im Schritttempo. Zwar ist dies für die Preisklasse nicht ungewöhnlich, doch die überzogenen Angaben des Herstellers enttäuschen.
Die Beleuchtung des NAVEE S65D hinterlässt einen soliden Eindruck. Unsere Testfahrerinnen und Testfahrer sind auch aus größerer Entfernung gut wahrnehmbar.
Akku und Reichweite
Der Akku des NAVEE S65D bietet eine Kapazität von 15.000 Milliamperestunden und reicht laut Hersteller für eine Reichweite von bis zu 65 Kilometern. In der Praxis können wir diesen Wert jedoch nicht annähernd erreichen. Im Sportmodus kommen wir lediglich auf etwa 32 Kilometer – weniger als die Hälfte der angegebenen Reichweite. Ein deutlicher Kritikpunkt, zumal vergleichbare Modelle auf dem Markt weniger stark von den Herstellerangaben abweichen.
Die Ladezeit beträgt in unserem Test etwa 7,5 Stunden und liegt damit erfreulich nah an der Herstellerangabe von 8 Stunden. Zwar lädt der Scooter damit nicht besonders schnell, der Wert bleibt jedoch im akzeptablen Bereich. Für Nutzerinnen und Nutzer, die den Scooter über Nacht aufladen, kein großes Problem.
Fazit
Der NAVEE S65D überzeugt mit guter Verarbeitung und Highlights wie Federung an beiden Achsen und integrierten Blinkern – Features, die in dieser Preisklasse selten sind. Die intuitive Bedienung, gute Bremsleistung und das komfortable Fahrverhalten punkten ebenfalls. Schwächen liegen in der tatsächlichen Reichweite (circa 32 statt 65 Kilometer) und dem hohen Gewicht, das den Transport erschwert. Dennoch ist der S65D eine gute Wahl für Nutzer, die Wert auf eine Blinkanlage und ein besonders weiches Fahrverhalten legen.
Wertung
: NAVEE S65D
Pros
- Gute Verarbeitungsqualität
- Einfache Montage
- Intuitive Bedienung und übersichtliches Display
- Integrierte Federung an Vorder- und Hinterachse
- Blinker
Cons
- Tatsächliche Reichweite deutlich geringer als Herstellerangabe
- Hohes Gewicht
- Steigfähigkeit in der Praxis nicht realistisch
- Entsperrfunktion der App nur mit Internetverbindung nutzbar
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