Mit dem Honor Magic4 Lite bringt der chinesische Hersteller eine günstigere Version seines Flaggschiff-Smartphones Magic4 Pro auf den Markt. Auf dem Papier fallen die Abstriche deutlich auf: keine Weitwinkel-Kamera, kein AMOLED-Display, nur Android 11. Dagegen stehen jedoch 120 Hertz Bildwiederholungsrate und schnelles Laden. Ob am Ende die Vor- oder Nachteile des Honor Magic4 Lite überwiegen, verraten wir in unserem ausführlichen Test.
Design
In puncto Design passt das Honor Magic4 Lite perfekt in die heutige Smartphone-Landschaft. Klare Linienführung, stark abgerundete Kanten, auffällige Kameraeinheit: Check, Check und Check. Allerdings sind die Kanten nicht ganz so stark geschwungen wie bei anderen Smartphones, weshalb das Magic4 Lite einen leicht eckigen Touch hat. Nutzerinnen und Nutzer können aus drei Farbvarianten wählen: Titanium Silver, Ocean Blue und Midnight Black. Das von uns getestete Titanium Silver würden wir als auffällig zurückhaltend beschreiben, was vor allem am diffusen Spiegelungseffekt liegt. Die Oberfläche ist nicht sonderlich anfällig für Fingerabdrücke, trotzdem sind die unschönen Flecken leicht sichtbar. Sie lassen sich aber sehr einfach wieder abwischen.Mit Abmessungen von 7,7 Zentimetern in der Breite, 16,6 Zentimetern in der Höhe und 0,8 Zentimetern in der Tiefe gehört das Honor Magic4 Lite sicherlich nicht zu den kompaktesten Smartphones. Das hängt aber vor allem mit der großen Displaydiagonale von 6,81 Zoll zusammen. Dabei verschwendet der Hersteller nicht viel Platz für den Bildschirmrahmen. An der Oberseite, links und lechts ist er nur minimal ausgeprägt, an der Unterseite etwas stärker. Honor gibt ein Bildschirm-Gehäuse-Verhältnis von 94 Prozent an, was für uns plausibel ist. Die Frontkamera sitzt in einem Loch in der oberen Bildschirmmitte und dürfte gerne etwas unauffälliger sein.
Verarbeitung
Bei den Materialien merkt man den Preispunkt von knapp 300 Euro etwas, trotzdem gefällt uns die Verarbeitung insgesamt. Die Rückseite besteht aus Kunststoff, der sich aber recht wertig anfühlt. Die Front ist nicht mit Corning Gorilla Glas geschützt, Honor bringt aber direkt eine Displayschutzfolie auf. Highlight ist der Aluminium-Rahmen, der Vorder- und Rückseite sauber miteinander verbindet. Es sind keine Spaltmaße vorhanden und die Übergänge fühlen sich natürlich an. Die große, runde Kameraeinheit ist etwas vom restlichen Gehäuse abgesetzt, die Kanten sind hier aber sauber verarbeitet. Wir spüren keine rauen Elemente.
Die Stabilität ist gut. Selbst bei starkem Gegendruck von Ober- und Unterseite verbiegt sich das Gehäuse wenn überhaupt nur minimal. Wir vernehmen dabei keine unnatürlichen Knirsch- oder Knackgeräusche. Das Gewicht von knapp 190 Gramm geht in Ordnung, die Gewichtverteilung ist unserem Empfinden nach gut. Eine IP-Zertifizierung spart sich Honor allerdings. Nutzerinnen und Nutzer sollten bei eintretendem Regen also lieber etwas vorsichtiger sein.
Display
Beim ersten Blick auf die Display-Daten macht sich zunächst etwas Ernüchterung bei uns breit, denn Honor verwendet ein LCD-IPS-Display. Gerade in Sachen Kontrast hat die AMOLED-Technologie die Nase vorne. Die Unterschiede wiegen hier jedoch nicht allzu stark. Schwarze Bereich gehen beim Honor Magic4 Lite zwar minimal ins Gräuliche über, im alltäglichen Betrieb fällt das aber nicht ins Gewicht. Wir müssen schon sehr genau hinsehen, um einen Unterschied erkennen zu können. Vom guten Schwarzwert profitieren vor allem die Kontraste. Die Farbwiedergabe ist insgesamt natürlich. Wer auf kräftigere Farben steht, ist jedoch bei AMOLED besser aufgehoben.
Mit einer Auflösung von 2.388 x 1.080 Pixeln bei einer Bildschirmdiagonale von 6,81 Zoll ergibt sich eine gute Pixeldichte von 385 ppi. Dementsprechend scharf sind die dargestellten Inhalte. Selbst bei näherer Betrachtung erkennen wir keine einzelnen Bildpunkte mehr. Die Maximalhelligkeit ist ordentlich, allerdings hat auch hier AMOLED die Nase vorne. Trotzdem lässt sich das Smartphone selbst bei Sonnenlicht noch gut ablesen. Bei direkter Einstrahlung kann es jedoch etwas eng werden. Die Blickwinkelstabilität ist gut, Inhalte lassen sich auch aus seitlicher Betrachtung noch erkennen. Allerdings geht die Helligkeit etwas zurück.
Ein Highlight ist die Bildwiederholungsrate von 120 Hertz, die für eine flüssige Bedienung sorgt. Das ist keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse und teilweise kommen deutlich teurere Smartphones nur mit 90 Hertz. Ein weiterer Pluspunkt: Das Honor Magic4 Lite verfügt über eine dynamische Bildwiederholungsrate. Bei statischen Inhalten regelt das Handy den Wert automatisch nach unten, um Akku zu sparen. Nutzerinnen und Nutzer können aber auch fest zwischen 120 und 60 Hertz wählen.
Hardware
Im Inneren arbeitet der potente Mittelklasse-Prozessor Qualcomm Snapdragon 695: Dieser setzt sich aus zwei schnellen ARM-Cortex-A78-Kernen mit bis zu 2,2 Gigahertz und 6 energieeffizienteren ARM-Cortex-A55-Kernen mit einer Taktfrequenz bis zu 1,7 Gigahertz zusammen. Hinzu kommen 6 Gigabyte Arbeitsspeicher, der laut Honor bei Bedarf durch die dynamische RAM-Turbo-Technologie um 2 GB erweitert werden kann.
Damit liefert das Honor Magic4 Lite im Alltagsbetrieb eine ausgezeichnete Leistung ab. Beim Work 2.0-Performance-Test von PCMark for Android erhält das Handy 10.376 Punkte. Gerade in dieser Preisklasse eine Spitzenleistung. Das macht sich auch in der Praxis bemerkbar: Anwendungen starten zügig und das Surfen im Netz klappt flüssig. Aber auch Multitasking oder Bildbearbeitung sind für das Smartphone kein Problem. Für Gaming ist es dagegen weniger geeignet wie der Wild-Life-Test von 3DMark mit einem bescheidenen Ergebnisse von 1.217 Punkten zeigt. Trotzdem laufen auch anspruchsvolle Spiele wie die Mobile-Version von Apex Legends auf dem Honor Magic4 Lite. Allerdings mit deutlich heruntergeschraubten Grafikdetails und gelegentlichen Rucklern.
Der interne Speicher beträgt 128 Gigabyte. Das ist zwar ordentlich, dürfte einigen Nutzerinnen und Nutzern aber trotzdem zu wenig sein. Zumal sich der Speicher nicht über MicroSD-Karten erweitern lässt. Dafür spendiert Honor dem Magic4 Lite einen DualSIM-Schacht um zwei Rufnummern verwenden zu können. Per WiFi 5 lässt sich das Smartphone mit dem heimischen Netzwerk verbinden. Hier müssen Nutzerinnen und Nutzer auf den aktuellen Standard WiFi6 verzichten, der einige Vorteile mit sich bringen würde. Bluetooth 5.1 und NFC sind vorhanden. Bluetooth ist auch die einzige Möglichkeit, Kopfhörer ohne Adapter zu verbinden. Einen 3,5-mm-Klinkensteckeranschluss spart sich Honor.
Betriebssystem und Bedienung
Die Bedienung klappt im Test gut, aufgrund der ausladenden Dimensionen ist eine Einhandbedienung aber schwierig oder nur mit Umgreifen möglich. Durch die abgerundeten Kanten liegt das Smartphone gut in der Hand, der Schwerpunkt ist trotz des wuchtigen Kamera-Gehäuses recht gleichmäßig verteilt. Die Rückseite ist sehr glatt und dürfte gerne etwas griffiger sein. Die Standby-Taste liegt wie die Lautstärkewippe auf der rechten Seite und lässt sich problemlos erreichen. Der Fingerabdrucksensor ist in die Standby-Taste integriert und reagiert im Test sicher und zügig. Zusätzlich lässt sich das Smartphone per Face-Unlock entsperren, was ebenfalls gut funktioniert.
Als Betriebssystem kommt die hauseigene Magic UI 4.2 zum Einsatz, das auf Android basiert. Allerdings kommt das Magic4 Lite zum Zeitpunkt des Tests noch mit der veralteten Android-Version 11. Wann das Update auf Version 12 erfolgt, ist derzeit noch nicht bekannt. Magic UI 4.2 ist aber grundsätzlich sinnvoll und intuitiv aufgebaut. Wir finden uns sehr schnell zurecht. Allerdings hätten wir uns noch einen App-Drawer gewünscht. Alle Anwendungen finden auf den Homescreens Platz. Hier macht sich das Erbe von Huawei noch bemerkbar, obwohl Honor mittlerweile auf eigenen Beinen steht.
Allerdings dürfen sich Nutzerinnen und Nutzer deshalb auf das volle Android-Paket inklusive Google Maps freuen. Einige der Funktionen müssen jedoch noch separat installiert werden. Zusätzlich stehen aber auch eigene Anwendungen des Herstellers wie der Honor-Store zur Verfügung. Ärgerlich: Honor installiert ab Werk viel Drittanbieter-Software wie Booking.com oder Netflix. Immerhin lässt sich diese problemlos deinstallieren.
Kamera
Honor stattet das Magic4 Lite mit einer 48-Megapixel-Hauptkamera mit f/2.4-Blende, einem 2-Megapixel-Tiefensensor (f/2.4-Blende) und einer 2-Megapixel-Makrokamera (f/2.4-Blende) aus. Einige Nutzerinnen und Nutzer dürften eine Ultraweitwinkelkamera vermissen. Diese gehört mittlerweile in der Mittelklasse zum Standard. Bei der Hauptkamera verwendet das Magic4 Lite das Pixel-Binding-Prinzip: Jeweils 4 Pixel werden dabei zu einem zusammengefasst. Das Smartphone macht bei Tageslicht gute Bilder, allerdings könnten die Farben etwas kräftiger sein. Auch in Sachen Kontrast gibt es noch Verbesserungspotential. Dafür überzeugt die Detailzeichnung und teilweise erzeugt die Kamera einen schicken Digital-Bokeh-Effekt.
Ein optischer Zoom ist nicht vorhanden, digital können Nutzerinnen und Nutzer das Motiv 10-fach heranholen. Bei einem zweifachen Zoom sind die Aufnahmen noch ordentlich. Bereits ab der dritten Stufe gehen Details verloren und es tritt eine merkliche Bildkörnung auf. Das Gleiche gilt für Bilder bei schlechten Lichtbedingungen. Bereits bei Dämmerlicht kommt es zu Bildrauschen, die Detailzeichnung nimmt deutlich ab und die Farben wirken ausgeblichen. Ein spezieller Nacht-Modus lässt die Farben zwar etwas natürlicher wirken, kann aber auch keine Wunder vollbringen.
Die Frontkamera löst mit 16 Megapixeln auf und verfügt über eine f/1.8-Blende. Sie macht scharfe Fotos mit einer guten Farbwiedergabe. Videos filmt das Magic4 Lite nur in Full-HD-Auflösung. Hier hätten wir uns noch 4K zumindest mit 30 Bildern pro Sekunde gewünscht. Doch selbst die Full-HD-Videos lassen sich maximal mit 30 fps filmen. Hier wären flüssigere 60 fps aus unserer Sicht ein Muss gewesen. Da ein optischer Bildstabilisator fehlt, verwackeln die Aufnahmen zudem schnell.
Akku
Honor Magic4 Lite | |
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Bildschirmdiagonale | 6,81 Zoll |
Displayauflösung | 2388 x 1080 Pixel |
Betriebssystem | Android 11 |
Interner Speicher | 128 GB |
Fazit
Das Honor Magic4 Lite zeigt im Test Licht und Schatten, am Ende überwiegen jedoch die positiven Merkmale. Das Design und die Verarbeitung gefallen uns, allerdings hätten wir uns noch eine IP-Zertifizierung gewünscht. Das LCD-IPS-Display ist sehr scharf, trotzdem hätte ein AMOLED-Bildschirm noch mehr in puncto Kontrast und Farbwiedergabe gebracht. Die Performance bei Alltagsarbeiten ist für den Mittelklasse-Bereich ausgezeichnet, bei Spielen jedoch unterdurchschnittlich. Das Betriebssystem überzeugt mit einer intuitiven Bedienung, allerdings verwendet Honor ab Werk eine veraltete Android-Version. Die Kamera macht gute Fotos bei Tageslicht, bei schlechten Lichtbedingungen nimmt die Qualität aber stark ab. Außerdem wäre ein Ultraweitwinkelobjektiv aus unserer Sicht ein Muss gewesen. Sehr positiv ist die lange Akkulaufzeit. Negativ fällt der fehlende SD-Kartenschacht ins Gewicht.
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