Ob Hüttenwanderung, Mehrtagestouren oder Campingurlaub mit der Familie, ein warmer Schlafsack, der auch bei niedrigen Außentemperaturen einen wohlig warm hält, ist Gold wert – hoffentlich auch sein Geld. Grade im unteren Preissegment kann ein Fehlkauf darüber entscheiden, ob die Nächte geruhsam oder frierend verlaufen. Daher wollten wir wissen – schafft es ein günstiger Schlafsack für nur 59,99 Euro – noch dazu als 4-Season gekennzeichnet – uns geruhsam durch eine kühle Nacht zu bringen? Dazu tritt der koppelbare Steinwood Kompakt 4-Season Kunstfaserschlafsack an.
Die Testbedingungen
Das Frühjahr 2019 beschert uns einen eher kühlen Mai, sodass wir um die Eisheiligen herum gute Bedingungen vorfinden, einen 4-Season-Schlafsack zu testen. Wir testen zwei Schlafsäcke auf rund 1.100 Höhenmetern etwas unterhalb des Laubenstein im Chiemgau. Vorhergesagt ist eine kühle Nacht etwas über Null Grad, nachdem es in den Tagen zuvor bereits deutlich unter die 1.500 Höhenmeter geschneit hatte. Laut unserer Wetter-Apps erwarten wir 3 bis 4 Grad Celsius – ein Temperaturbereich also, in dem der Schlafsack laut Herstellerangabe im Komforttemperaturbereich liegt.Herstellerangaben
Steinwood gibt drei Temperaturbereiche an: -10°C im Extrembereich, +5°C im Komfortbereich bis +20°C. Die Gewichtsangaben samt Kompressionssack von 1.570 Gramm können wir bestätigen – wir messen sogar nur 1.557 Gramm. Auch liegen wir mit unserer Körpergröße von 1,82 beziehungsweise 1,85 Meter gut im Bereich der empfohlenen Maximalkörperlänge von 1,96 Metern. Das Füllgewicht wird mit 640 Gramm Kunstfaser angegeben, was wir jedoch nicht nachprüfen können.
Lieferumfang
Der Steinwood Kompakt 4-Season kommt im klassischen Kompressionssack. Aus dem Lieferkarton genommen fällt der Schlafsack erstmal sehr positiv auf – oder besser dessen Hülle. Diese wirkt sehr wertig und reißfest. Die drei Kompressionsriemen halten einen Deckel, zwei davon sind fest mit der Hülle verbunden, einer mit Druckschnalle zum Öffnen. Praktisch, denn so bekommt man den Schlafsack fest komprimiert, selbst wenn man ihn nicht mehr sauber im Sack verstauen kann. Der Schlafsack ist in der Hülle maschinell perfekt eingerollt, aber jetzt muss er sich im Einsatz beweisen!
Schlafvorbereitung
Ausgerollt wirkt der Steinwood Kompakt überraschend groß und komfortabel, das gewählte Dunkelgrau wertig. Dank des koppelbaren Designs, sind zwei Reißverschlüsse beidseitig angebracht. Er lässt sich also auch mit ein, zwei, oder gar drei weiteren Schlafsäcken verbinden. Öffnet der Nutzer den Schlafsack, sieht er auch bereits den dicken Wärmekragen und die Wärmeisolationsleiste unterhalb der Reißverschlüsse. Das erste Probeliegen überrascht: Noch nicht ganz schlaffertig hergerichtet wird uns nach dem Verschließen und Verengen des Wärmekragens und der Haube schnell ziemlich warm. Sicherlich sind wir, bedingt durch den vorherigen Zeltaufbau und die weiteren Vorbereitungen, noch recht warm, trotzdem sehen wir der Nacht sehr positiv entgegen.
Das Koppeln an sich ist eine sehr feine Sache, grade wenn Tourenpartner ein unterschiedliches Kälteempfinden haben und ihnen körperliche Nähe auch innerhalb eines eher engen Schlafsackes nichts ausmacht. Im Extremfall zum Beispiel bei Unterkühlung oder Krankheit, kann der Körperwärmeaustausch sogar lebensrettend sein. Die Reißverschlüsse laufen sauber durch, nur einmal haben wir den Saum mit eingezogen.
Doch nun werden wir stutzig: Jeder Schlafsack für sich besitzt unterhalb der beidseitigen Reißverschlüsse eine Wärmeisolationsleiste, um die reißverschlussbedingte Kältebrücke klein zu halten. Jedoch ist sie nicht seitenversetzt, sondern gleichseitig angebracht. Alleine im Schlafsack ist das kein Problem, jedoch bedeutet das gekoppelt, dass eine Reißverschlussseite super – da doppelt – isoliert ist, die andere jedoch gar nicht. Würden wir so schlafen, kommt genau an dieser Stelle die Kälte durch und man liegt entweder auf dem kalten Reißverschluss oder die Kälte, am besten kombiniert mit der Kondensation aus der Luft, kriecht von oben durch den Reißverschluss. Das System ist an der Stelle nicht zu Ende gedacht, sodass wir die Schlafsäcke wieder entkoppeln.
Die Testnacht
Doch was kann der Steinwood Kompakt am Ende wirklich? Die Nacht wartet tatsächlich mit drei Grad Celsius auf. Wir schlafen in der Nacht soweit gut, jedoch müssen wir im Schlafsack gut eingelullt bleiben. In Summe ist uns recht warm, aber nicht kuschlig und nur mit zugezogenem Wärmekragen und der Haube. Der Schlafsack alleine mit freiliegendem Kopf lässt uns schnell wieder ganz reingehen. Doch einmal drin, freuen wir uns wieder auf den Schlaf. Die Füße sind gewohnt kühl, wogegen wir uns mit Socken Abhilfe schaffen.
Steinwood Kompakt 4-Season | |
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Temperatureneinsatzbereich: | -10° bis +20°C |
Packmaß: | 36 x 24 x 24cm |
Gewicht: | 1570 g |
Maximale Körpergröße: | 196 cm |
Fazit
Der Steinwood Kompakt 4-Season ist ein sehr gut verarbeiteter und gut isolierender Schlafsack. Das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt ebenfalls – für das Geld bekommt der Nutzer ein sehr gut ausgestattetes Produkt, das jede Hüttenwanderung, jeden Campingurlaub oder einen Festivalsommer mit einer warmen Nacht im Schlafsack belohnt. Jedoch eignet sich der Schlafsack nicht für bewusstes Nächtigen bei Temperaturen nahe des Gefrierpunktes oder gar darunter, ohne zusätzliche Wärmeunterstützer wie Inlays oder Funktionsunterwäsche. Seine Glanzzeit liegt mehr im Frühjahr bis in den Herbst hinein.