Der König ist tot, es lebe der König! Für viele gilt der Momentum True Wireless von Sennheiser als Referenz bei True-Wireless-Kopfhörern. Dennoch ruht sich Sennheiser nicht auf seinen Lorbeeren aus und schiebt den Momentum True Wireless 2 nach. Wir probieren aus, was sich geändert hat.
Design, Verarbeitung und Ausstattung
Inhalt
Im unsichtbaren Bereich gibt es dafür gleich mehrere Updates: Zunächst erhöht sich die Akkulaufzeit von theoretischen vier auf sieben Stunden pro Ladung, womit Sennheiser einen der größten Kritikpunkte des Vorgängers ausmerzt. Hinzu kommt die zuschaltbare aktive Geräuschunterdrückung – die zwar die Akkulaufzeit wieder etwas verringert, aber zusätzlich zur eh schon guten Abschirmung der Earbuds vor allem tieffrequente Störgeräusche herausfiltert. Wer mit den Kopfhörern Serien und Filme schaut oder Spiele spielt, freut sich über aptX Low Latency als Zuwachs bei den unterstützten Codecs – er minimiert die Latenz und sorgt so für Synchronität von Bild und Ton.
Bluetooth-Verbindung
Für den Benutzer unspürbar dürfte der Wechsel von Bluetooth 5.0 zu 5.1 sein, der für Audio keine Feature-Updates, sondern lediglich technischen Feinschliff bietet. Es stellt sich einzig die Frage, warum Sennheiser nicht direkt auf Bluetooth 5.2 setzt, was es erlaubt, mehrere Audiogeräte mit einem Kopfhörer zu verbinden oder umgekehrt mehrere Kopfhörer mit derselben Quelle. Da der Standard aber noch sehr neu ist, vermuten wir, dass zum Zeitpunkt der Entwicklung entsprechende Chips nicht oder nicht kostengünstig verfügbar waren.
An der Bluetooth-Verbindung gibt es dann auch nichts auszusetzen. Die Reichweite beträgt in unserem Test über zehn Meter trotz zweier Betonwände, im Freien erreichen wir die theoretischen 15 Meter ohne Abbrüche des Signals. Wer also beim Telefonieren gerne durch die Wohnung läuft, ist auf der sicheren Seite. Sowohl die initiale Kopplung als auch das Wiederverbinden nach einer Pause im Ladecase klappen im Test auf Anhieb.
Handhabung und Tragekomfort
An der generellen Handhabe der Ohrhörer hat sich nichts geändert. Die Rückseite fungiert als Steuerelement und ist berührungsempfindlich. Auch hier hat Sennheiser einen Kritikpunkt des Vorgängers ausgemerzt: Dort kam es immer wieder zu Fehlbedienungen bei Befehlen, die mehrfaches Tippen erfordern. So sprang man beispielsweise unwillentlich zum nächsten Titel (zweimal Tippen) statt zum vorherigen (dreimal Tippen), wenn ein Tippen von der Touch-Fläche nicht erkannt wurde. Beim Momentum TW2 gibt es nun ein hilfreiches akustisches Feedback: Jedes erfolgreiches Tippen wird durch einen kurzen Piepton bestätigt, der bei Mehrfachbefehlen sogar in der Tonhöhe steigt. Das macht die Bedienung wesentlich zielsicherer und frustfrei. Vor allem, wer lange Haare hat, kennt das Problem, dass die präzise Bedienung durch Haare zwischen Finger und Touch-Oberfläche zur Herausforderung wird.
Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, die Steuerbefehle an den Kopfhörern umzudefinieren. Einmal Tippen für Sprachassistenz? Vielleicht gar nicht nötig, wenn der Benutzer keine Assistenten wie Siri, Alexa und Co. verwendet. Dafür bedarf es der App „Sennheiser Smart Control“ (für Android und iOS), die sich nach der Installation problemlos mit dem gekoppelten Kopfhörer verbindet und uns gleich ein Firmware-Update installiert. Leider gibt es jedoch kein Changelog, um nachzuvollziehen, was die neue Version bringt.
Die App beinhaltet wie gewohnt weitere Einstellungen übersichtlich aufbereitet. Sie bietet zum Beispiel die Auswahl, ob beim bewährten Hear-Through-Modus (der Umgebungsgeräusche dem Signal zumischt, um ansprechbar zu sein) die Musik weiterlaufen oder stoppen soll. Stoppen ist praktisch, um ein Gespräch zu führen, möchte man dagegen die Verkehrssicherheit beim Radeln beibehalten, hört man mit laufender Musik dennoch, ob sich ein Auto nähert. Die App bietet noch einige zusätzliche Einstellungen wie einen einfachen Equalizer mit mehreren personalisierbaren Presets, das Ein- und Ausschalten der Smart-Pause-Funktion und mehr.
Als Kritikpunkt bleibt: Nur der rechte Ohrstöpsel ist mit dem Smartphone koppelbar. Wer also nur einen Earbud benutzen möchte, um etwa beim Werkeln einem Hörbuch zu lauschen, muss dafür den rechten verwenden. Das verhindert durch die Form sowohl einen Ohrwechsel als auch die Möglichkeit, die Kopfhörer zu zwei monauralen Geräten zu trennen.
Klangqualität
Sennheiser Momentum True Wireless 2 | |
---|---|
Kopfhörertyp | True Wireless In-Ear-Kopfhörer |
Signalübertragung | Bluetooth 5.1 |
Akkulaufzeit | Bis zu 7 Stunden + 3 Case-Ladungen |
Frequenzgang | 5 – 21.000 Hz |
Es bestätigt sich die sehr gute Durchhörbarkeit komplexer Stücke, die auch gefühlt überladene Tracks wie „Dosed“ von den Red Hot Chili Peppers zum Genuss macht. Die Kopfhörer lieben die kleinen Details und arbeiten jede Nuance heraus, ohne den Gesamteindruck zu analytisch werden zu lassen. Lob verdient der Bassbereich: Obwohl hier reichlich Druck kommt, ist der Bass klar konturiert. Gerade bei akustischen Stücken wie Cara Dillons „Black is the Colour“ wirkt der Bass richtig schön „knorrig“, man möchte am liebsten Schwingungen zählen.
Auch in Sachen Räumlichkeit macht der Momentum TW2 eine gute Figur. Die In-Kopf-Lokalisation trifft eine gute Balance: Sie ist nicht zu scharf, aber auch nicht mit übertriebenen Methoden abgeschwächt. „Tamacun“ von Rodrigo y Gabriela klingt wunderbar räumlich, der Klangeindruck insgesamt ist auch nach längerem Hören unaufdringlich und angenehm. Möchte man etwas am Klang kritisieren, dann vielleicht, dass im unteren Mittenbereich im Vergleich zu anderen Systemen minimal Druck fehlt – was etwa beim Intro zu Madonnas „Frozen“ auffällt. Dazu muss man allerdings „mit der Lupe“ hinhören.
Fazit
Aus „sehr gut“ mach „sehr, sehr gut“: Sennheiser gibt sich mit der goldenen Krone des Momentum True Wireless nicht zufrieden und setzt dem Nachfolger die Platin-Krone auf. Die Neuerungen beheben einige Kritikpunkte des Vorgängers effektiv, während der Preis stabil bei 299 Euro (UVP) bleibt. Lobenswert!
So testen wir Bluetooth-Kopfhörer.