Das Nokia 7.2 bietet im Mittelklasse-Segment auf den ersten Blick eine Menge Leistung für einen vergleichbar günstigen Preis. Mit einer 48-Megapixel-Dreifach-Kamera von ZEISS, flottem Prozessor, hochwertiger Verarbeitung, schickem Design sowie garantierten Android- und Sicherheitsupdates dank Android One möchte der Hersteller nachhaltig punkten. Wir machen den Test und prüfen, ob sich das neue Modell gegen die große Konkurrenz durchzusetzen kann?
Design und Verarbeitung
Inhalt
Das 6,3-Zoll-Display umschließt ein schmaler Rahmen. Oben mittig befindet sich eine kleine tropfenförmige Notch für die Frontkamera. Am unteren Rand grüßt dezent das Nokia-Logo. Das bewusst auf ein gebogenes Display verzichtet wird, stört überhaupt nicht. Auf der Rückseite finden wir in einem runden, leicht hervorstehenden Areal die Triple-Kamera mit dem LED-Blitz. Der Fingerabdrucksensor ist etwa einen Zentimeter darunter angeordnet, was irrtümliche Berührungen der Kameralinsen zum größten Teil verhindert.
Das Nokia 7.2 ist mit 159,9 Millimeter in der Höhe, 75,1 Millimeter in der Breite und 8,3 Millimetern in der Tiefe sowie 180 Gramm Gewicht recht kompakt und liegt sehr gut in der Hand. Zudem wirkt es wie aus einem Guss. An der Verarbeitung haben wir kaum etwas auszusetzen, es gibt keine störenden Spaltmaße. Anschlüsse und Funktionstasten (links: Google Assistant, rechts: Lautstärke und An-/Ausschalter) erfüllen zuverlässig ihren Zweck und wirken hochwertig. Etwas schade, aber nicht ungewöhnlich in diesem Segment, ist die fehlende IP-Zertifizierung für Wasser- und Staubschutz.
Bildschirm
Das 6,3 Zoll große Full-HD-IPS-LCD Display mit einer Auflösung von 2.280 x 1.080 Pixel lässt sich bei maximaler Helligkeit sehr gut ablesen. Auch bei automatischer Helligkeits-Einstellung bleibt das Panel selbst bei direkter Sonneneinstrahlung vernünftig ablesbar. Für das Lesen bei dunklen Verhältnissen kann über das Screen-Menü auch ein Blaufilter eingestellt werden, der das Auge weniger belastet. Die Farben und Kontraste sind durch die integrierte HDR (High Definition Range)-Technologie kräftig und kontrastreich. Das wirkt sich insbesondere beim Betrachten von Filmen und Videos äußerst positiv aus – und hebt die Qualität der Bildinhalte sichtbar an.
Hardware, Betriebssystem und Bedienung
Das Nokia 7.2 treibt ein Achtkern-Prozessor (Qualcomm Snapdragon 660) mit bis zu 2,2 Gigahertz pro Kern an. Unser Testgerät hat zudem 4 Gigabyte Arbeitsspeicher und 64 Gigabyte internen Speicher (per Speicherkarte bis auf 512 GB erweiterbar) für alle Apps und Daten – wovon 54 GB zur freien Verfügung stehen. Mit dieser Konfiguration läuft es weitestgehend flüssig. Beim Öffnen von Anwendungen muss sich der Anwender allerdings auf eine gewisse Verzögerung einstellen. Wen das stört, kann auch die etwas leistungsfähigere Variante mit 6 GB RAM und 128 GB internen Speicher verwenden, die aktuell etwa 50 Euro mehr kostet als unser Testgerät. Grundsätzlich können alle relevanten Tätigkeiten wie Mails checken, Nachrichten schreiben, Anrufe tätigen und im Web surfen sowie Videos/Filme schauen problemlos durchgeführt werden.
Spieleliebhaber kommen erwartungsgemäß nicht auf ihre Kosten, da grafikintensive Games aufgrund der Hardware doch merklich ruckeln. Mehr Relevanz hat hingegen die Sprach- und Verbindungsqualität beim Telefonieren. Hier kann das Nokia 7.2 voll überzeugen, was im Bereich der Mittelklasse-Smartphones noch einen deutlich höheren Stellenwert hat, als die Spieletauglichkeit.
Das finnische Smartphone verfügt zudem über WLAN 802.11 b/g/n/ac, Bluetooth 5.0 und LTE CAT 6. Das ist vollkommen ausreichend und technisch auch noch aktuell. Die Verbindung zu einem WLAN-Router oder einem Bluetooth-Kopfhörer funktioniert weitestgehend ohne Probleme, wenngleich die Suche nach Bluetooth-Geräten etwas dauert. An der Verbindungsqualität und -stabilität ist jedoch nichts auszusetzen.
Die Bedienung des Nokia 7.2 inklusive der Ersteinrichtung ist recht intuitiv und einfach. Allerdings reagiert uns der Power-Button auf der rechten Seite etwas zu sensibel. Mehrfach schaltet sich das Smartphone ohne merklichen Druck auf die Taste ein. Das Layout des Handys kann an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Die Navigation über die Gestensteuerung am unteren Bildschirmrand ist selbsterklärend – allerdings manchmal etwas träge. Die Seitenleiste zum Aufrufen des Google Assistant (links) ist praktisch, reagiert aber ebenfalls nicht immer unmittelbar. Sämtliche Direkteinstellungen wie Bluetooth, WLAN und mobile Daten sind über das Screen-Menü am oberen Bildschirmrand steuerbar. Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite (unter der Kamera) ist gut zu erreichen und reagiert mit leichter Verzögerung – dafür aber zuverlässig. Die Gesichtserkennung in 2D funktioniert zwar – der Nutzer muss aber mit gelegentlichen Aussetzern rechnen. Zudem ist sie wesentlich unsicherer als eine 3D-Variante.
Nach der Einrichtung unseres Testgerätes steht bereits ein Software-Update für das vorinstallierte Android 9 Pie mit Datum von Anfang September zur Verfügung. Android 10 ist zwar noch nicht verfügbar, soll aber in Kürze folgen. Sehr positiv ist zu erwähnen, dass der Anwender durch Android One mindestens zwei Jahre System- und drei Jahre Sicherheitsupdates erhält. Das ist bei der direkten Konkurrenz aus China und Südkorea nicht immer der Fall. Ein weiterer Vorteil von Android One: Die Zusatzeinstellungen für die Oberfläche und die Apps sind auf das Mindeste reduziert, was der Gesamtleistung sehr zuträglich ist. Dabei spielt auch die im System integrierte Künstliche Intelligenz (KI) zur Anpassung der Leistung an das Nutzerverhalten eine Rolle. Sie vermindert beispielsweise den Akkuverbrauch erheblich.
Kamera
Ein Highlight des neuen Nokia 7.2 ist sicherlich die auf der Rückseite befindliche Dreifach-Kamera aus dem Hause ZEISS. Die Hauptkamera besitzt eine Auflösung von 48 Megapixeln. Fotos und Videos (Full HD) haben eine sehr gute Schärfe und einen guten Farb- und Dynamikumfang. Bei der Aufnahme kommt das sogenannte Pixel-Binning zum Einsatz. Hierbei werden jeweils 4 Pixel zu einem einzigen zusammengefasst, was eine Fotoauflösung von 12 Megapixeln ergibt. Die Vorteile dieses Verfahrens sind erheblich mehr Schärfe und eine bessere Farbgebung. Das funktioniert auch beim Nokia 7.2 sehr gut. Die zweite Kameralinse ist ein Weitwinkel-Objektiv mit einem Blickwinkel von 118 Grad und 8 Megapixel Auflösung. Der Weitwinkel-Modus kann in der Kamera-App unten mittig ausgewählt werden. Er macht auf den ersten Blick sehr ordentliche Aufnahmen – vor allem der große Aufnahmebereich (bei Landschaften, Bauwerken oder Gruppen) ist hier ein Pluspunkt. Allerdings müssen wir bei der Qualität doch erhebliche Abstriche machen. Die Farben wirken blasser und gerade im Randbereich lässt die Qualität erheblich nach.
Die dritte Linse mit einer Auflösung von 5 Megapixeln ist für Portraitaufnahmen und einen schönen Bokeh-Effekt (Hintergrundunschärfe) gedacht. Grundsätzlich funktioniert diese Einstellung recht zuverlässig. Makro-Aufnahmen und Bilder von Personen sehen bei vernünftigen Lichtverhältnissen sehr ordentlich aus. Das Bokeh lässt sich zusätzlich mit einigen Effekten verstärken oder anpassen. Diese Zusatzfunktionen überzeugen uns allerdings nicht. Zum einen wirken die Ergebnisse doch sehr unnatürlich, zum anderen sehen wir den Effekt erst mit einer gewissen Verzögerung nach der Aufnahme. Das ist eher unpraktisch und verlangsamt die Verwendung der Kamera doch erheblich.
Der von Hersteller HMD-Global beworbene Nachtmodus hält größtenteils, was er verspricht. Selbst bei wenig Licht holt die Einstellung erstaunlich viele Details aus dem Bild heraus. Von Vorteil ist hier mit Sicherheit auch die integrierte elektronische Bildstabilisierung von ZEISS, wenngleich die Aufnahmen nicht frei von Bildrauschen sind.
Insgesamt macht die Triple-Kamera – richtig eingesetzt – aber einen sehr ordentlichen Eindruck. Das gilt auch für die Video-Aufnahmefunktion. Innerhalb der Kamera-App können mittels des Pro-Modus zudem zahlreiche manuelle Einstellungen vorgenommen werden. Versierte Nutzer kitzeln so noch ein paar mehr Details aus den Fotos heraus.
Akku und Anschlüsse
Nokia 7.2 | |
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Bildschirmdiagonale | 6,3 Zoll |
Displayauflösung | 2.280 x 1.080 Pixel |
Betriebssystem | Android One |
Interner Speicher | 64 GB | 128 GB |
Ansonsten bietet das Nokia zwar einen eingebauten Lautsprecher, der einen ausreichend guten Geräuschpegel auch beim Telefonieren wiedergibt. Zur alleinigen Musik-/Videowiedergabe ist er jedoch weniger geeignet, da es sich nur um einen Mono-Lautsprecher handelt. Zudem verdecken häufig die haltenden Finger den Lautsprecher an der Gehäuseunterseite, was zu Einschränkungen bei der Audio-Wiedergabe führt. Hier helfen auf jeden Fall Kopfhörer. Diese lassen sich erfreulicherweise auch noch per 3,5 mm Klinke-Buchse kabelgebunden anschließen, was die Abhängigkeit von Drahtlosverbindungen deutlich reduziert. Ein entsprechender Kopfhörer befindet sich bereits im Lieferumfang.
Das Nokia 7.2 besitzt einen Dual-SIM-Schacht, der mittels mitgeliefertem Mini-Werkzeug an der linken Gehäuseseite über der Funktionstaste geöffnet werden kann. Hier findet auch eine zusätzliche Speicherkarte oder eine zweite SIM-Karte Platz.
Fazit
Das Nokia 7.2 ist ein Mittelklasse-Smartphone, dass vor allem durch sein schlichtes Design und die durchgehend hochwertige Verarbeitung überzeugen kann. Die Bedienung ist intuitiv und die Geschwindigkeit für alltägliche Aufgaben wie Surfen, SMS und Videos schauen vollkommen in Ordnung. Die 48-Megapixel-Dreifach-Kamera aus dem Hause ZEISS macht sehr ordentliche Bilder und Videos mit Schwächen im Weitwinkelbereich und der Software. Ansonsten bietet das Nokia alle in dieser Preisklasse üblichen Features – Bluetooth 5.0, schnelles WLAN und LTE sowie Dual-SIM sind mit an Bord. Etwas schade ist die fehlende Schnellladefunktion. Die Akkulaufzeit hingegen ist mehr als überzeugend. Weiterer Pluspunkt: Garantierte Updates für Android (2 Jahre) und Sicherheit (3 Jahre) durch Android One. Insgesamt ein durchweg gutes Handy mit ausgezeichneter Ausstattung zu einem äußerst fairen Preis.
Wertung
: Nokia 7.2
Pros
- Durchdachtes, schickes Design
- Schlankes Betriebssystem
- Gute Dreifach-Kamera von ZEISS
- Gute Ausstattung
- Update-Garantie für System- und Sicherheitsupdates
- Sehr gute Akkulaufzeit
Cons
- Fehlende Schnelllade-Funktion
- Etwas träge Reaktion
- Kamera schwächelt im Weitwinkel-Bereich
- Zusatz-Features in Kamera-App unausgereift