Das Nokia 3.2 richtet sich preislich ganz klar an Einsteiger, teilweise ist das Gerät schon für knapp 100 Euro zu bekommen. Trotzdem bietet das Smartphone ein großes Display mit Kamera-Notch und übertrumpft zumindest in diesem Punkt schon einmal ein Großteil der Konkurrenz. Wie sich das restliche Gerät in der Praxis schlägt, klären wir im Test.
Design und Verarbeitung
Inhalt
Wie bereits erwähnt, hat sich Nokia für eine recht schmale Wassertropfen-Notch auf der Vorderseite entschieden, die die Frontkamera beherbergt. Das Display läuft zu beiden Seiten herum fast bis zur Oberseite. Mit einem schmalen Rahmen von vier Millimetern müssen Käufer aber trotzdem noch leben. An der Unterseite verbreitert sich die Umrandung dann auf knapp einen Zentimeter. Der Hersteller verzichtet auf ein leicht gebogenes Display. Das Nokia 3.2 ist komplett flach, was wir jedoch nicht als Nachteil empfinden. Die Hauptkamera auf der Rückseite ist fast komplett in das Gehäuse eingelassen. Nur der ovale Umlauf steht minimal hervor.
Mit einer Höhe von knapp 160 Millimetern, einer Breite von 76 Millimetern und einer Tiefe von 8,5 Millimetern gehört das Nokia 3.2 sicherlich nicht zu den kompaktesten Vertretern. Doch gerade in Anbetracht der großen Displaydiagonale liegen die Abmessungen absolut im Rahmen. Mit einem Gewicht von circa 180 Gramm ist das Smartphone zwar spürbar, fällt aber nicht zur Last.
Bildschirm
Das IPS-Display des Nokia 3.2 löst mit 1.520 x 720 Pixeln auf – völlig normal in diesem Preissegment. Mit einer großen Displaydiagonale von 6,26 Zoll sticht das Handy dagegen aus der Masse heraus. Selbst Flaggschiff-Modelle haben häufig keinen größeren Bildschirm. Objektiv gesehen ist die Auflösung in Anbetracht dessen etwas zu gering, in der Praxis fällt das allerdings nur bedingt ins Gewicht. Einzig aus sehr naher Betrachtung franst die Schrift an den Rändern leicht aus. Aus normalem Abstand wirkt der Bildschirm scharf. Das 19:9-Format trägt zum mächtigen Gesamteindruck bei, bei 16:9-Videos im Querformat muss der Nutzer demzufolge aber mit schwarzen Balken an der linken und rechten Seite leben.
Die Maximalhelligkeit geht zwar in Ordnung, etwas mehr hätte es unserer Meinung nach aber gerne sein dürfen. So bekommt der Nutzer bei starker Sonneneinstrahlung Probleme beim Ablesen. Dafür ist die Ausleuchtung zumindest subjektiv weitestgehend gleichmäßig, einzig an den Rändern sind bei dunklen Inhalten leichte Lichthöfe erkennbar. Zudem überzeugt das Smartphone durch eine gute Blickwinkelstabilität. Selbst aus ungünstigem Betrachtungswinkel kommt es zu keiner nennenswerten Farbverfälschung. Die Farbdarstellung hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck und wirkt natürlich.
Hardware
Als Prozessor verwendet Nokia den Qualcomm Snapdragon 429. Die Vierkern-CPU wird von 2 Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt. Hier merkt man dem Nokia 3.2 sein Einsteiger-Segment deutlich an. Für alltägliche Anwendungen geht die Leistungsfähigkeit zwar in Ordnung, trotzdem arbeitet das Handy insgesamt recht träge. So kann es beispielsweise ein paar Sekunden dauern, bis nach dem Hochfahren die Startbildschirm-Icons zu sehen sind. Webseiten laden zwar in Normalgeschwindigkeit, doch die Bilder hinken gerne mal etwas hinterher. Auch mit anspruchsvollem Multitasking hat das Nokia so seine Probleme. In manchen Anwendungen lässt sich beispielsweise nur schwer die Lautstärke regeln, wenn im Hintergrund andere Apps laufen. Mikro- und auch größere Ruckler sind an der Tagesordnung. Im AnTuTu-Benchmark-Test erhält das Smartphone dementsprechend auch nur 80.318 Punkte – ein unterdurchschnittlicher Wert.
Damit ist auch klar, dass das Smartphone zum Zocken nur sehr eingeschränkt brauchbar ist. Grafisch anspruchslose Spiele wie beispielsweise Angry Birds laufen zwar, für mehr reicht es jedoch nicht. Der interne Speicher ist mit 16 Gigabyte nicht allzu großzügig bemessen. Es ist allerdings noch eine zweite Variante mit 32 Gigabyte und 3 Gigabyte Arbeitsspeicher erhältlich. Praktischerweise steht auch noch ein dezidierte microSD-Kartenschacht zur Verfügung. Der Nutzer muss also nicht entscheiden, ob er lieber den Speicher erweitern, oder eine zweite SIM-Karte einlegen möchte – beides ist gleichzeitig möglich.
Betriebssystem und Bedienung
Die Bedienung des Nokia 3.2 geht – bis auf die oben erwähnten Hardware-Einschränkungen – problemlos von der Hand. Power-Button und Lautstärke-Wippe befinden sich auf der rechten Seite, haben einen angenehmen Druckpunkt und lassen sich auch mit einer Hand gut erreichen. Der Nutzer entsperrt das Smartphone entweder per Code oder per Gesichtserkennung – ein Fingerabdruck-Scanner ist nicht integriert. Die Gesichtserkennung arbeitet ebenfalls etwas träge, entsperrt das Smartphone jedoch in den meisten Fällen. Allerdings nicht komplett aus dem Standby-Zustand. Der Nutzer muss zunächst den Sperrbildschirm über den Power-Button aktivieren.
Als Betriebssystem kommt Android One zum Einsatz. Damit verwendet Nokia keine eigene Benutzeroberfläche, sondern das nahezu unveränderte Google-OS. Puristen kommen also voll auf ihre Kosten und müssen nicht mit nervigen vorinstallierten Werbe-Anwendungen leben. Die meisten Anwendungen beschränken sich auf die bekannten Google-Dienste wie Google Maps, Gmail oder YouTube. Die Bedienung ist eingängig, einzig das Fehlen einer Multitasking-Taste mag manche Anwender zunächst verwirren. Um zwischen Anwendungen zu wechseln, zieht der Nutzer einfach den Home-Button leicht nach oben, dann öffnet sich das entsprechende Menü. Die meisten Direkteinstellungen wie Bluetooth, WLAN und mobile Daten sind über das Screen-Menü am oberen Bildschirmrand steuerbar. Der große Vorteil von Android One: Google liefert hier zwei Jahre lang Systemupdates und über drei Jahre hinweg Sicherheitsupdates. Bereits nach der Erstinstallation steht auch schon ein System-Update auf Android 10 zur Verfügung – löblich.
Kamera
Die Hauptkamera des Nokia 3.2 löst mit 13 Megapixeln auf. Die f/2,2-Blende ist nicht allzu lichtstark, weshalb das Handy vor allem bei ungünstigen Lichtverhältnissen so seine Probleme hat. Bei gut ausgeleuchteten Szenen können sich die Bilder in dieser Preisklasse durchaus sehen lassen. Vor allem die Detailzeichnung hat uns überrascht. Diese kann natürlich bei weiten nicht mit Top-Modellen mithalten, im Einsteiger-Bereich liefert die Hauptkamera aber eine gute Qualität. Doch sobald das Licht schwindet, lässt auch die Bildqualität merklich nach. Ein leichtes Bildrauschen ist auch bei Tag zu erkennen, bei schlechten Bedingungen nimmt dieses jedoch rapide zu und die Aufnahmen sind nur noch schwer zu erkennen. Die Frontkamera löst mit 5 Megapixeln auf und ist maximal für ein schnelles Selfie geeignet. Hobby-Fotographen werden hier nicht glücklich. Zudem ist die Frontkamera wie bereits erwähnt für die Gesichtserkennung zuständig.
Akku und Anschlüsse
Nokia 3.2 | |
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Bildschirmdiagonale | 6,26 |
Displayauflösung | 1520 x 720 |
Betriebssystem | Android One |
Interner Speicher | 16/32 GB |
Praktischerweise hat Nokia dem 3.2 einen 3,5-Millimeter-Klinkenstecker-Anschluss an der Oberseite spendiert. Darüber lassen sich Kopfhörer auch kabelgebunden mit dem Smartphone verbinden. Allerdings liefert auch der integrierte Mono-Lautsprecher einen ordentlichen Sound, auch wenn man sich nicht allzu viel erwarten sollte. Wer Kopfhörer kabellos verbinden möchte, verwendet die Bluetooth-Technologie, die in der Version 5.0 vorliegt. NFC hat sich Nokia beim Einsteiger-Smartphone allerdings gespart.
Fazit
Optisch kaschiert das Nokia 3.2 seine Einsteiger-Herkunft hervorragend. Das Kunststoffgehäuse spielt zwar nicht in höheren Ligen mit, macht aber insgesamt einen guten und zurückhaltenden Eindruck. Auch das große, scharfe Display lässt das Smartphone in anderen Sphären schweben. In puncto Leistungsfähigkeit macht sich die schwache Hardware dann aber bemerkbar. Insgesamt ist die Bedienung träge und der Nutzer muss etwas Geduld mitbringen. Dafür überzeugt das Nokia 3.2 mit einer ausgezeichneten Akkulaufzeit. Bei der Ausstattung bleiben wir zweigespalten zurück. Die Gesichtserkennung ist eine nette Dreingabe, reagiert aber auch nicht immer zügig. Hier hätten wir uns noch einen Fingerabdrucksensor als Alternative gewünscht. Doch irgendwo muss der Rotstift angesetzt werden und alles in allem bleibt das Nokia 3.2 ein gutes Einsteiger-Handy.