Probleme mit dem WLAN in den eigenen vier Wänden kennen viele Menschen. Lösungen dafür gibt es viele, nicht alle führen zum gewünschten Zweck einer besseren Abdeckung im heimischen Drahtlosnetzwerk. Linksys – ein amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Kalifornien, dass sich auf Netzwerklösungen spezialisiert hat – verspricht nahezu verlustfreien Empfang mit dem modularen Mesh-System Linksys Velop. Wir testen, ob dieses Versprechen gehalten wird und wie sich das System im Praxisbetrieb schlägt.
Design und Verarbeitung
Getestet wird das Linksys Velop 3er-Set, was aus drei identischen Access-Points beseht. Rein optisch gesehen wirken die vom Unternehmen liebevoll als „Nodes“ bezeichneten weißen WLAN-Boxen wie Bluetooth-Lautsprecher diverser Anbieter. Jedes „Node“ ist mit Abmessungen von 78 Millimetern in der Breite, 185 Millimetern in der Höhe und 78 Millimetern in der Tiefe recht kompakt gehalten. Sie bestehen aus dezent weißem und widerstandsfähigem Kunststoff, wobei eine der vier Seitenflächen glänzend poliert ist. Zwei weitere sind genau wie die Oberseite mit Lüftungslöchern versehen, um ein Überhitzen zu vermeiden. Ebenfalls an der Oberseite befindet sich eine kleine mehrfarbig leuchtende LED, die anzeigt, welchen Status die Verbindung hat.
An der Unterseite befinden sich versteckt 2 Gigabit-LAN-Anschlüsse sowie der Reset-Knopf, der Eingang für die Stromversorgung per Netzteil und ein Ein-/Ausschalter. Sehr schön: Für das Kabel des Netzteils wurde eine Aussparung an der Unterseite gelassen, sodass das „Node“ nicht wackelt. Die Verarbeitung ist sehr ordentlich, der Kunststoff lässt sich nur sehr schwer eindrücken und es gibt keine störenden scharfen Kanten oder übermäßige Spaltmaße. Das mitgelieferte Netzwerk-Flachband-Patchkabel ist mit gut 1,85 Metern ausreichend lang gewählt, das Kabel zur Stromversorgung ist sogar noch mal gut 30 Zentimeter länger. Prima!
Installation und Einrichtung
Die Einrichtung des Netzwerks beziehungsweise das Einbinden der drei Access-Points, die laut Hersteller die WLAN-Reichweite in der Wohnung/im Haus deutlich erhöhen sollen, ist etwas mühsamer als erwartet. Zunächst werden ein Smartphone und die Android/IOS-App von Linksys benötigt. Dabei muss Bluetooth eingeschaltet sein, da über das integrierte Bluetooth 4.0 eine Verbindung zu den Modulen hergestellt wird. Außerdem ist ein Account bei Linksys erforderlich, um das gesamte System in Betrieb nehmen zu können.
Als Erstes schließen wir eines der drei „Nodes“ als Basis per LAN an unseren Router an, verbinden das Gerät mit dem Stromnetz und schalten es an der Unterseite an. Mit der App wird der Nutzer dann durch den Installationsprozess geleitet. Das funktioniert gut, allerdings gibt es keine andere Möglichkeit die Einrichtung durchzuführen, beispielsweise über einen Web-Browser oder einfach per WLAN-Erkennung im Smartphone. Über die App muss der Nutzer zunächst einen Namen für das neue Netzwerk festlegen. Daraufhin wird das Basisgerät gesucht und gefunden. Die Einrichtung per Bluetooth dauert allerdings gut vier Minuten (nur an der Basis) und das Smartphone muss dazu in direkter Nähe angeschaltet aktiv bleiben. Die App fragt uns dann gleich, ob wir das aktuelle Firmware-Update installieren wollen, was weitere drei Minuten kostet. Ist die Einrichtung abgeschlossen und das „Node“ erfolgreich ins Netzwerk eingebunden, wird der User gefragt, ob er weitere „Nodes“ hinzufügen möchte.
Uns gefällt hierbei gut, dass Linksys auch Tipps zur Positionierung und etwaigen Problemen bei der Einrichtung der einzelnen Satelliten gibt. Zum Beispiel sollen die „Nodes“ möglichst freistehend und auf einer erhöhten Position und nicht in direkter Nähe zueinanderstehen. Wir folgen diesem Rat und positionieren die beiden weiteren Access-Points in zwei weiteren Räumen. Den ersten direkt hinter der trennenden Wand im Kinderzimmer und den zweiten in der etwa acht Meter vom Router und der Basis entfernten Küche. In einem weiteren Testabschnitt positionieren wir das dritte „Node“ sogar zwei Räume (Schlafzimmer) weiter, wobei das zweite „Node“ aus dem Kinderzimmer in die Küche wandert, sodass die Abstände zwischen den Zugangspunkten nicht zu groß werden.
Doch bis wir mit dem kompletten Aufbau fertig sind, vergeht sehr viel Zeit. Das hat damit zu tun, dass die Einbindung des zweiten „Nodes“ sehr lange dauert. Mindestens sechs Minuten vergehen im Einrichtungsprozess vom Booten des Access-Points bis zur erfolgreichen Einrichtung. Das ist viel zu lang. Hinzu kommt, dass bei einem Setup-Fehler das „Node“ von Hand neu gestartet (Reset-Knopf an der Unterseite) werden muss und die Installation noch einmal durchläuft. Fehlerquellen sind zum Beispiel ein ungünstiger Standort oder, wenn die Verbindung vom Smartphone zum „Node“ abbricht, wenn das Telefon in den Stromspar-Modus wechselt. Bei unserem Test gelingt daher auch das Hinzufügen des zweiten „Nodes“ nicht direkt. Die Box muss zweimal komplett neu gestartet werden – was nicht zwingend in der Anleitung erwähnt wird. Daher dauert die erfolgreiche Einrichtung des ersten Satelliten gut zehn Minuten. Allerdings funktioniert es dann auch und wird in der App angezeigt, wenn auch mit etwas Verzögerung. Anschließend fügen wir mit diesem Wissensplus auch das dritte „Node“ hinzu und können nach gut 35 Minuten das komplette Mesh-System in Betrieb nehmen. Das ist deutlich zu lang, hier erwarten wir für ein durchaus hochpreisiges Produkt doch etwas mehr Komfort.
Betrieb und Funktionsweise
Wir verwenden für den Testaufbau die Fritz!Box 7590 an einem DSL-Anschluss mit einer Bandbreite von maximal 250 Mbit/s bei Downloads und 40 MBit/s für Uploads. Die Verbindung ist stabil. Zum Test wird ein Samsung Galaxy S20+ 5G, ein Huawei P20 und ein MSI Prestige P100 Desktop-PC genutzt. Das Linksys Velop Mesh-System ist pro „Node“ mit drei WLAN-Frequenzbändern ausgestattet – zwei mit 5 GHz und einer maximalen Übertragungsrate von 867 Mbit/s und eines mit 2,4 GHz und 400 Mbit/s. So ergibt sich rein rechnerisch pro „Node“ eine theoretische Übertragungsgeschwindigkeit von 2.134 Mbit/s was großzügig auf 2.200 Mbit/s (Verpackung) aufgerundet wird. Dass diese kombinierte Geschwindigkeit wirklich erreicht werden könnte, erscheint uns vor dem Test doch äußerst fraglich, da Hersteller gerne mit derlei „schönen“ Zahlen spielen.
Das Mesh-System von Velop funktioniert so, dass sich das Endgerät, je nachdem wo sich der Nutzer befindet, in den am besten verfügbaren Access-Point einklinkt. Es entscheidet allerdings selbst, welches da ist. Laut Linksys soll an jedem „Node“ die gleiche Leistung verfügbar sein. Natürlich ist es im Test auch davon abhängig wie weit das Smartphone, das Tablet oder der Desktop-PC vom Einwahlpunkt entfernt ist. Wir verwenden im ersten Testdurchlauf das Samsung Galaxy S20+ 5G und gehen die Teststrecke vom Wohnzimmer (Router + Velop Basis) über das Kinderzimmer (Velop Node 2) in die Küche (Velop Node 3) und wieder zurück. Glücklicherweise bewegt sich das System permanent im 5 GHz-Netz, sodass keine stärkeren Leistungseinbußen durch das Umschalten in das 2,4 GHz-Netz entstehen. Also grundsätzlich erst einmal gute Voraussetzungen.
Während wir allerdings in der Nähe der Basis noch gut 587 Mbit/s mit dem Smartphone und der Fritz!App WLAN messen können, nimmt dieser Wert doch deutlich ab, je weiter wir uns entfernen. Es ist dabei klar ersichtlich das keineswegs überall gleich gute Werte gemessen werden können und das System überall die gleiche Leistung bringt. Am zweiten „Node“ im Kinderzimmer messen wir beispielsweise nur noch 475 Mbit/s in unmittelbarer Nähe des Access-Points. Noch schlechter wird es dann in der Küche mit nur noch 280 Mbit/s. Positiv zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass es während des gesamten Tests keinerlei Leistungseinbrüche oder grobe Schwankungen gab. Die Übertragungsgeschwindigkeit nimmt linear zur Entfernung von der Basis ab und wieder zu, je näher wir dem Wohnzimmer kommen.
Im zweiten Testaufbau mit dem deutlich weiter entfernteren Schlafzimmer zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier messen wir an der Basis 590 Mbit/s, in der Küche 400 Mbit/s und im Schlafzimmer noch 250 Mbit/s. Allerdings liegen hier auch zwei Stahlbetonwände dazwischen und gut 15 Meter. Wir machen bei dieser Gelegenheit auch den Test und lassen das „Node“ im Schlafzimmer weg, sodass nur ein 2er-Set in Betrieb ist. Interessanterweise hat das nicht so große negative Auswirkungen – die Unterscheide sind nur marginal. So können wir im Wohnzimmer und Küche ähnliche Werte messen wie im zweiten Testaufbau und im Schlafzimmer mit 240 Mbit/s nur gut 10 Mbit/s weniger im 3er-Set. Mit dem Huawei P20 Smartphone kommen wir auf minimal niedrigere Testwerte. Der Desktop-PC – MSI Prestige P100 befindet sich hingegen im gleichen Raum wie die Velop-Basis und kann daher mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 599 Mbit/s noch etwas zulegen.
Im nächsten Schritt messen wir die reale Download-/Upload-Rate in den insgesamt vier Räumen, was in der Praxis nicht ganz unwichtig ist. Diese Tests führen wir mit dem Speedtest Ookla durch. Zusätzlich nutzen wir auch den internen Speedtest von Linksys über die App. Eines vorweg: Der interne Speedtest gibt an allen vier Teststationen nahezu gleiche Werte aus, was doch etwas unrealistisch erscheint (Download: 252 Mbit/s, Upload: 43 Mbit/s).
Mit den externen Testmedien ergibt sich ein etwas anderes Bild. Mit dem Samsung S20+ 5G ermittelt Ookla beispielsweise in der Nähe der Basis Werte von 223,4 Mbit/s (Download), 42,9 Mbit/s (Upload), wohingegen im Schlafzimmer nur noch Werte von 62,3 Mbit/s (Download) und 33,9 Mbit/s (Uplaod) erreicht werden. Beim Huawei P20 erreichen wir auf der gleichen Teststrecke Werte von 247,4 Mbit/s, 42,8 Mbit/s (Wohnzimmer) und 49,7 Mbit/s, 43,3 Mbit/s (Schlafzimmer). Der stationäre Rechner kommt auf Werte von 253,3 Mbit/s und 25,3 Mbit/s. Insgesamt nicht ganz so berauschende Werte.
Von den Messwerten abgesehen bietet das Linksys Velop Mesh-System noch nützliche Funktionen wie eine Kindersicherung, Gäste-WLAN und die Möglichkeit, das ganze System mittels der kostenpflichtigen Software Linksys-Shield noch zusätzlich gegen unerwünschte Gefahren zu sichern. Der Sicherheitsstand von WPA2-Verschlüsselung ist ebenfalls enthalten, was aber mittlerweile überall Standard ist. Die App ist insgesamt sehr übersichtlich und wenn das System einmal läuft, erhält der Nutzer mit ihr einen guten Überblick über das Mesh-System, die Signalstärke und die angebundenen Geräte. Tiefergehende Profi-Einstellungen sind allerdings nicht zu finden. Erfreulicherweise erwärmt sich das gesamte System aufgrund des Designs nicht merklich, sodass es maximal handwarm wird, was vollkommen okay ist.
Fazit
Das Linksys Velop hinterlässt bei uns einen gerade noch guten Eindruck. Design und Verarbeitung sind gut und sehr durchdacht. Die Einrichtung ist allerdings etwas langwierig. Die Leistungsfähigkeit des Systems ist zwar gut, erreicht aber zu keiner Zeit die theoretisch möglichen Werte – schon gar nicht an den Außenstationen. Gleiches gilt auch für die erreichbare Download-/Upload-Geschwindigkeit. Positiv zu erwähnen ist allerdings die Netzstabilität nach erfolgreicher Einrichtung sowie die übersichtliche App.