Test: JBL Live 300 TWS True-Wireless-Kopfhörer

Bronzefarbene Inlays, Gesten-Steuerung und Bedienung per App: JBL fährt große Geschütze für die True-Wireless-Kopfhörer Live 300 TWS (149 Euro UVP) auf. Wir testen, welche Funktionen einen Mehrwert bringen und welche nur ballistische Geschosse auf süße Singvögel katapultieren.

Design, Verarbeitung und Ausstattung

Subtil ist anders: Sowohl in Sachen Optik als auch Funktionsumfang möchte JBL mit den Live 300 TWS auffallen. Der Reihe nach: Die Earbuds bedienen sich der runden Grundform. Aus der matten Oberfläche der Rückseite sticht das glänzend eingelassene JBL-Logo hervor. Als optisches Highlight ziert ein bronzefarbener Ring die Außenkante. Die Verarbeitung macht einen guten Eindruck, einzig das Spaltmaß zwischen Akzent-Ring und Rückseite bietet Schmutz die Chance zu unschönen Ansammlungen.

So gar nicht bescheiden gibt sich der Funktionsumfang: Natürlich, die Live 300 TWS beherrschen Musikwiedergaben und Telefonie. Darüber hinaus bieten sie Touch-Bedienung mit Wisch-Gesten, zwei (!) Hear-Through-Modi, sie sind schweiß- und wasserabweisend (wenn auch ohne Angabe einer IP-Schutzart), verstehen sich mit Alexa und Google Assistant, pausieren automatisch, wenn man sie aus dem Ohr nimmt, und bieten umfangreiche Einstellungen via App.

Handhabung, Tragekomfort und Bluetooth-Verbindung

Das „Famlilienfoto“ zeigt die große Auswahl an Aufsätzen und Innenohrhaken.

Insbesondere die App „My JBL Headphones“ schauen wir uns näher an. Das gekoppelte Gerät erkennt sie schnell und korrekt, daraufhin folgt eine etwas aufdringliche Einführung in die grundlegenden Funktionen. Im Hauptmenü sind auf unserem Test-Smartphone einige Elemente am Bildschirmrand abgeschnitten – ein Schönheitsfehler.

Das Menü bietet Kontrolle über die Play-Pause-Automation beim Herausnehmen eines oder beider Buds aus den Ohren – die Funktion kann zum Beispiel hinderlich beim Hören mit einem Bud sein. Auto-off stellt ein, ob sich die Kopfhörer nach 30 Minuten ohne Signal ausschalten, um die Akkureserve zu schonen. Praktisch: Eine Suchfunktion lässt verlegte / verlorene Earbuds einen lauten Fiepton von sich geben, der die Suche vor allem im Dunkeln enorm erleichtern kann. Wer die Live 300 TWS jedoch verliert, hat sie vermutlich falsch bestückt: Mit drei Ohrpassstückgrößen und vier Innenohrhaken bieten sie reichlich Auswahl auch für „komplizierte Ohren“.

Die Übersichtsseite bietet neben einem Gesprächs- und einem „Ambient Aware“-Modus auch eine Schaltfläche für den Equalizier. Hier gibt es einige Voreinstellungen wie Sprachpräsenz und Bass-Overkill. Schön ist aber die Möglichkeit, eine eigene Equalizer-Kurve per Tippen zu erstellen. Nur die Displaygröße begrenzt die Anzahl der EQ-Punkte, die Anpassung der Kurve erfolgt präzise. Gewöhnungsbedürftig ist, dass die Klangänderung zumindest auf unserem Test-Smartphone nicht in Echtzeit erfolgt, sondern zwei bis drei Sekunden auf sich warten lässt, was die Suche nach störenden Frequenzen verlangsamt.

Tadeln müssen wir die Touch-Bedienung der Buds. Die funktioniert so lange gut, wie wir wirklich nur Tipp-Gesten benutzen. Die konfigurierbaren Wisch-Gesten für Hear-Through-Modus und Lautstärkesteuerung klappen im Test bestenfalls sporadisch. Kommen noch lange Haare dazu, die sich zwischen Finger und Ohrhörer schleichen, ist an gezielte Bedienung nicht mehr zu denken. Mit Gestensteuerung auf so kleiner Fläche schießt JBL mit Kanonen auf Spatzen – dann doch lieber Drucktasten …

Großes Lob dagegen verdient die Stabilität der Bluetooth-Verbindung: 15 Meter und zwei Betonwände vermögen den Kopfhörern nicht einmal ein Stottern zu entlocken. Mit dem Standard 5.0 ist JBL auf dem Stand der Dinge, das recht neue Multipoint-Bluetooth (zeitgleiche Kopplung mit zwei Zuspielern) ist noch nicht an Bord. Im Test haben wir einmal ein Problem beim Wiederverbinden nach einer Hörpause – ansonsten klappt die Kopplung zuverlässig. Spürbare Latenz gibt es beim Filmschauen nicht.

Klangqualität

JBL Live 300 TWS
KopfhörertypTrue Wireless In-Ear-Kopfhörer
SignalübertragungBluetooth 5.0
AkkulaufzeitBis zu 20 h (mit Case); 6 h pro Ladung
Frequenzgang20 – 20.000 Hz
Wir testen den Klang der Kopfhörer ohne Equalizer. Ganz neutral ist die neutrale Einstellung nicht: Eine Betonung im Bassbereich sorgt einerseits für Druck und Spaß bei elektronischen Titeln, kann bei anspruchsvollen Aufnahmen aber den Höreindruck verwaschen. Darunter leidet auch die Durchhörbarkeit komplexer Arrangements. Insgesamt wirkt die Klangabstimmung warm, etwas gedrungen und nicht besonders luftig. So treten Sibilanten und andere Knack- und Zischlaute deutlich in den Hintergrund.

Das macht sich auch bei mancher „Detailarbeit“ bemerkbar, unsere Testpauken könnten straffer wirken. Dafür machen die Kopfhörer in Sachen Dynamik eine gute Figur. Letztlich stellen wir beim Durchhören unserer Playlist fest: JBL setzt hier eher auf den Fun-Faktor. Skrillex darf es richtig krachen lassen, Linkin Park rocken druckvoll aus den Hörern und Rag’n‘Bone Man kann seine beeindruckende Stimme mit satten Basslines unterlegen. Freunde klassischer und jazziger Musik sollten dringend probehören, ob ihnen der Klang zusagt – oder selbst per Equalizer nachstimmen.

Fazit

Mit der Gestensteuerung übernimmt sich JBL, auch die etwas dumpfe Klangabstimmung ist Geschmackssache. Dafür bieten die Live 300 TWS für ihre Preisklasse viele nützliche Funktionen, sofern man bereit ist, seine Kopfhörer per App einzurichten.

So testen wir Bluetooth-Kopfhörer.

Wertung

: JBL Live 300 TWS

JBL Live 300 TWS
  1. Design und Verarbeitung
    1,5
    • Ausstattung
      1,2
      • Bluetooth-Verbindung
        1,1
        • Tragekomfort und Handhabung
          2,1
          • Klangqualität
            2,4

            Pros

            • Zwei Hear-Through-Modi
            • Sehr gute Bluetooth-Verbindung
            • Fein justierbarer Equalizer
            • Suchfunktion für verlegte Buds

            Cons

            • Gestensteuerung sehr unpräzise
            • Klangabstimmung etwas dumpf