Test: FIBARO Smart Home

Nur ein paar smarte Geräte steuern? FIBARO Home ist viel mehr: Der polnische Hersteller hat die komplette Hausautomation im Sinn. Das Ergebnis überzeugt auf technischer Ebene voll und ganz.

Systemumfang

Ein Smart-Home-System zu testen ist ein komplexes Unterfangen. Schließlich handelt es sich dabei nicht um ein einzelnes Produkt, sondern ein vielteiliges Netzwerk. So soll es in unserer Wertung vor allem auf die Handhabung und Einrichtung des Systems ankommen sowie auf das Zusammenspiel der Produkte.

Das Home Center 2 ist das Gehirn von FIBARO Smart Home.

Für unseren Testcase haben wir zu der Smart-Home-Zentrale Home Center 2 sechs Aktoren zur Verfügung gehabt. Der Wall Plug ist ein Schalter in Steckdosenform mit integrierter Strommessung. Das Heizkörperthermostat The Heat Controller ersetzt gewöhnliche Thermostate, der Tür- und Fenstersensor erkennt geöffnete und geschlossene Türen und Fenster. Der Motion Sensor ist tatsächlich nicht nur ein Bewegungssensor, wie der Name vermuten lässt, sondern erfasst auch die Umgebungslichtmenge und misst die Raumtemperatur. The Button ist der Schnellzugriff: Er sieht aus wie ein Buzzer und aktiviert oder deaktiviert genau ein Gerät oder eine Funktion im System. Alle Aktoren flexibel und berührungslos kontrollierbar zu machen, ist die Aufgabe von Swipe, einer smarten Gestensteuerung.

FIBARO Home besteht aus vielen weiteren Komponenten: Schalter und Steckdosen zum Wandeinbau, Dimmer und Beleuchtungs-Controller, Tor- und Rollladensteuerungen, Intercom und Rauchmelder sind nur eine Auswahl. Besonders raffiniert ist das Smart Implant. Wenn der Nutzer diesen Baustein vor der Stromversorgung herkömmlicher Geräte installiert, werden diese zu smarten Geräten, die er über das Implant und somit über Fibaro Home bedienen kann.

Das ist eine Möglichkeit, systemfremde Geräte ins Smart Home zu integrieren. FIBARO Home ist aber kein hermetisch abgeschlossenes System, sondern funktioniert auch mit Smart-Home-Komponenten anderer Hersteller. Zu den wohl bekanntesten gehören Philips Hue, Sonos und D-Link. Die Liste kompatibler Marken ist aber deutlich länger.

Design und Verarbeitung

Die meisten Aktoren von Fibaro sind aus Kunststoff, sauber verarbeitet und machen einen robusten Eindruck. Auch optisch machen sie was her – ob es einen leuchtenden LED-Ring beim Wall Plug braucht, mag allerdings Geschmackssache sein. Wer zum Beispiel den Strombedarf seines Heimkinos messen möchte, freut sich in dem mühevoll abgedunkelten Raum eher über eine Messung ohne „Lichtverschmutzung“. FIBARO hingegen bewirbt den LED-Ring sogar als Nachtlicht.

Das Home Center 2 steck in einem Aluminiumgehäuse. Das macht einen robusten Eindruck und wertet sowohl Optik als auch Haptik auf. Zudem leitet das System die entstehende Wärme von Netzteil und Prozessor über das Gehäuse ab. Insgesamt gibt es an der Verarbeitungsqualität keine nennenswerten Mängel zu beklagen.

Einrichtung

Der Motion Sensor ist tatsächlich Bewegungs-, Temperatur- und Lichtsensor.

Vorweg: FIBARO Home ist ein System für technisch versierte und interessierte Benutzer. Die Einrichtung nach Anleitung klappt zunächst problemlos. Aktoren erkennt das System zuverlässig und fügt sie in den Gerätepool ein. Obwohl sich die Einrichtung von Aktor zu Aktor leicht unterscheidet, ist sie generell ähnlich und mithilfe der beigelegten Anleitungen schnell erledigt. Wer die Papieranleitung nicht zur Hand hat, findet auf der FIBARO-Homepage die mehrsprachige Kurzanleitung – die ausführlichen Anleitungen gibt es leider nur auf Polnisch und Englisch.

Angst vor Funklöchern ist bei der Einrichtung nicht nötig. FIBARO setzt auf das Funknetzwerk Z-Wave. Dieses Netzwerk vergrößert sich mit jedem Element. Es ist also nicht wie bei einem WLAN-Netzwerk so, dass nur die Zentrale empfängt und sendet – sondern jeder Aktor ist Sender und Empfänger und vergrößert das Netzwerk automatisch. Probleme gibt es also höchstens bei einzelnen Aktoren, die sehr weit vom restlichen Netzwerk entfernt sitzen.

Bedienung

Fibaro Smart Home
DrahtlosstandardZ-Wave
HerstelleroffenJa (zahlreiche)
ProgrammierbarJa (LUA)
Internetverbindung notwendigNur teilweise
Mit der Zahl der Variablen steigt die Komplexität eines Systems – und Fibaro Home bietet jede Menge Möglichkeiten, das smarte Zuhause an die persönlichen Befindlichkeiten anzupassen. Eine mögliche Interaktion zwischen Komponenten ist eine Wenn-Dann-Beziehung. Zum Beispiel: Wenn der Temperatursensor im Wohnzimmer 21 Grad erreicht, dann regle das Thermostat herunter auf 2,5. Auf diese Weise funktionieren alle Funktionen eines jeden Aktors miteinander – das können auch völlig kreative Kombinationen sein, die auf den ersten Blick kaum sinnvoll erscheinen, jedoch speziellen Situationen gerecht werden. Auch Sicherheitsmechanismen funktionieren so: Wenn der Bewegungsmelder eine Bewegung wahrnimmt, dann schicke eine Nachricht auf eine definierte Mobilfunknummer.

Der Wall Plug misst, wie viel Leistung die angeschlossenen Geräte ziehen. Der LED-Ring leuchtet entsprechend einer Leistungs-Farbskala.

Szenen dagegen sind definierte Gruppen von Aktionen. Der Nutzer definiert zum Beispiel das Szenario Frühstück, das er per App, Fernbedienung, Schalter, Swipe oder The Button auslöst. Er definiert, welche Aktionen jetzt geschehen – zum Beispiel: Licht in Küche auf 70 % Helligkeit, Thermostat in Küche auf 3, Kaffeemaschine und Toaster einschalten, Jalousie in Küche öffnen, Radio einschalten. Das Szenario Heimkino dagegen dunkelt den Raum ab, schaltet Fernseher und Anlage ein und dimmt das Licht.

Szenarios und Wenn-Dann-Bedingungen kombiniert können zum Beispiel Sicherheitsfunktionen beinhalten: Das Szenario „Niemand Zuhause“ schaltet den Bewegungsmelder scharf. Der wiederum sendet eine Nachricht, wenn er ausgelöst wird – ist dagegen jemand zuhause, ist das Szenario nicht aktiv und der Bewegungsmelder schaltet etwa das Licht ein.

Die Anforderungen ans kluge Zuhause sind ausgefallen und kompliziert? Kein Problem: FIBARO Home bietet die Möglichkeit, Skripte in der Programmiersprache LUA einzubinden. Hier bewegen wir uns allerdings über den fachlichen Kenntnissen der meisten Benutzer. Wer nicht programmieren kann, aber dennoch sehr konkrete Vorstellungen von der Systemkonfiguration hat, ist aber nicht aufgeschmissen: Die Einrichtung durch einen zertifizierten FIBARO -Installateur hilft weiter, kostet aber Geld.

Insgesamt bietet das System so viele Möglichkeiten, dass mit der richtigen Expertise kaum Wünsche in der Hausautomatisierung offenbleiben. Eher unbedarfte Benutzer haben unter Umständen ein Problem: Ohne eine gewisse Technik-Affinität kommen diese womöglich nicht immer ans Ziel. Wünschenswert wäre hier die Unterscheidung zwischen einer Expertenbenutzeroberfläche und einer einfachen.

Fazit

Es ist mächtig, sehr mächtig: FIBARO Home bietet dem versierten Benutzer extrem viele Möglichkeiten. Noch dazu sind die hauseigenen Komponenten sauber verarbeitet und die Anzahl an kompatiblen herstellerfremden Aktoren ist sehr groß. Einzig: Für Einsteiger und technisch weniger versierte Benutzer dürfte das System zu kompliziert sein. Eine abgespeckte Version der Benutzeroberfläche für grundlegende Funktionen wäre schön.

Wertung

: FIBARO Smart Home

FIBARO Smart Home
  1. Systemumfang
    1,1
    • Design und Verarbeitung
      2,0
      • Ersteinrichtung
        1,4
        • Bedienung
          2,0

          Pros

          • Sehr umfangreiche Konfiguration möglich
          • Große Kompatibilität zu systemfremden Geräten
          • Z-Wave-Netzwerk erweitert sich mit jedem Aktor
          • Ordentliche Verarbeitung
          • Grundlegende Funktionen ohne Internetverbindung

          Cons

          • Viele Funktionen überfordern unbedarftere Benutzer
          • Nur die Schnellstartanleitung online auf Deutsch verfügbar