Wer nicht die räumlichen Gegebenheiten hat, um ein großes Bild durch den gesamten Raum zu projizieren, der kann sich die sogenannten Ultrakurzdistanzbeamer einmal näher ansehen. Dank spezieller Technik werfen sie aus nicht einmal einem Meter ein gigantisches Bild an die Wand. Ein Vertreter ist der Epson EH-LS300W, wir klären im Test, wie sich das Gerät in der Praxis schlägt.
Design und Verarbeitungsqualität
Inhalt
Die Verarbeitungsqualität liegt insgesamt in einem guten Bereich. Der verwendete matte Kunststoff wirkt sehr robust und fest. Selbst unter höherer Krafteinwirkung gibt er nicht nach und schützt das fragile Innenleben. Das Objektiv ist in das Gehäuse eingelassen und damit ebenfalls gut geschützt. Dank der drei gummierten Standfüße dürfte es aber tendenziell eher selten vorkommen, dass der Projektor vom Lowboard fällt. In Kombination mit dem hohen Eigengewicht ist eine gute Standfestigkeit gegeben. Da Epson an der Rückseite jedoch nur einen Fuß anbringt, kippt der Projektor recht einfach ein kleines Stück zur Seite. Auffällig große Spaltmaße entdecken wir genauso wenig wie Produktionsrückstände oder scharfe Kanten. Allerdings ist der Übergang vom Stoffgitter zum restlichen Gehäuse sehr ungleichmäßig. Während wir an manchen Stellen gar keinen Übergang spüren, hängt das Gehäuse an anderen sogar ein paar Millimeter über. Das ist jedoch Meckern auf sehr hohem Niveau.
Bedienung und Ausstattung
Die Installation stellt für Beamer-Kenner kein Problem dar, doch auch Einsteiger dürften noch etwas Eingewöhnung und Studium der Anleitung (nur auf CD-Rom oder Download auf der Epson-Website) oder des beiliegenden Quick-Start-Guides gut zurechtkommen. Bei der Wahl des passenden Aufstellorts ist der Epson EH-LS300W bauartbedingt nicht so flexibel wie andere Beamer. So lässt er sich beispielsweise nicht an der Wand oder der Decke befestigen. Auch eine Über-Kopf-Projektion ist nicht möglich. Sein Platz ist direkt vor der Projektionsfläche. Eine manuelle Trapezkorrektur ist vorhanden, diese funktioniert im Gegensatz zu vielen anderen Geräte etwas anders. Wir passen das Trapez bei schräger Position nicht in der Vertikalen und Horizontalen an, sondern verschieben die Kanten und Ecken, um möglichst gerade Linien zu schaffen. Nach etwas Eingewöhnung geht diese Methode gut von der Hand. Ein manueller Schieberegler unter einer abnehmbaren Klappe auf der rechten Seite passt die Schärfe an. Die Standfüße lassen sich leicht herausdrehen, um die Position leicht zu erhöhen oder etwaige Unebenheiten auf dem Untergrund auszugleichen.
Der Power-Knopf an der rechten Seite startet den Projektor. Alternativ steht natürlich auch die beiliegende Fernbedienung zur Verfügung. Am Gerät selbst befinden sich nur noch vier weitere Tasten, die jedoch vor allem dem reinen Bluetooth-Lautsprecher-Betrieb dienen. So können Nutzerinnen und Nutzer hier das Objektiv ausschalten, die Lautstärke anpassen und das Bluetooth-Pairing durchführen. Alle anderen Funktionen wie die Wahl der Quelle oder die Navigation durch die Menüs übernimmt die Fernbedienung. Diese ist angenehm kompakt und die Tasten punkten durch einen hervorragenden Druckpunkt. Als Betriebssystem kommt Android TV von Google zum Einsatz, dementsprechend bietet der LS-300W auch verschiedene Smart-TV-Funktionen. Wer diese verwenden möchte, muss ihn zunächst mit dem eigenen WLAN verbinden und sich mit einem Google-Konto anmelden. Das geht über die Onscreen-Tastatur gut von der Hand, es lassen sich aber auch die Einstellungen vom eigenen Android-Smartphone übertragen. Das App-Angebot ist recht reichhaltig und beinhaltet viele beliebte Anwendungen wie Amazon Prime Video, Disney+ oder DAZN, leistet sich aber auch ein paar Aussetzer. So dürften die meisten Nutzerinnen und Nutzer wohl Netflix am schmerzhaftesten vermissen. Dank Mikrofon in der Fernbedienung lässt sich der Projektor auch über Sprachbefehle per Google Assistant steuern. Aber auch die klassische Bedienung geht gut von der Hand, was vor allem an der logischen und aufgeräumten Menüstruktur liegt.
Der Heimkino-Projektor bietet zwei HDMI-Anschlüsse. Einer unterstützt zudem ARC (Audiorückkanal) und eignet sich, um beispielsweise eine externe Soundbar per HDMI zu koppeln. Ein USB-TypA-Anschluss ist zwar vorhanden, dient aber nicht zur Dateiwiedergabe und lässt sich dementsprechend auch nicht als Eingangsquelle anwählen. Hinzu kommt ein optischer Digitalausgang für Audiogeräte, ein 3,5-mm-Klinkenanschluss fehlt allerdings. Alle Anschlüsse liegen auf der Rückseite und sind ein paar Zentimeter in das Gehäuse eingelassen. Das erschwert das Koppeln der externen Geräte etwas, da der Projektor häufig sehr nah an der Wand stehen dürfte. Dementsprechend müssen Nutzerinnen und Nutzer den EH-LS300W abrücken und danach das Bild erneut justieren. Der Vorteil: Der Projektor lässt sich so etwas näher an der Wand aufstellen.
Bild- und Tonqualität
Epson verwendet die 3LCD-Technologie. Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim Epson EH-LS300W um einen Kurzdistanzbeamer, es ist nur sehr wenig Abstand zum Projektionsträger nötig. Nutzerinnen und Nutzer haben die Wahl zwischen 61 und 120 Zoll Diagonale. Für das größtmögliche Bild muss die Linse 70 Zentimeter entfernt stehen. Da das Gehäuse noch 7 Zentimeter heraussteht, ergibt sich ein Abstand von 77 Zentimetern zur Wand. Das dürfte die Tiefe vieler Fernsehschränke übersteigen. Im Zweifel muss das Lowboard etwas abgerückt werden. Der minimale Abstand von Linse zu Projektionsträger beträgt 35 Zentimeter für ein 61-Zoll-Bild. Wer eine Leinwand benutzt, sollte darauf achten, dass diese sehr glatt ist. Aufgrund der Projektionstechnik reagiert der Projektor sehr empfindlich auf Wellen und Unebenheiten und arbeitet diese im Vergleich zu herkömmlichen Beamer deutlich stärker heraus. Wer das umgehen möchte, wirft das Bild am besten gegen eine glatte Wand ohne Raufaser.
Der Projektor liefert eine native Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel und gibt Inhalte damit maximal in Full-HD-Qualität wieder. Das genügt für eine durchaus scharfe Darstellung, doch gerade bei höheren Bildschirmdiagonalen lassen sich auch aus größerer Entfernung an den Rändern noch einzelne Bildpunkte erkennen und es kommt zu einer deutlichen Treppchenbildung. Da Epson auf eine Zwischenbildberechnung verzichtet, wirken Bewegungen sehr natürlich und so, wie wir es von den meisten Kinofilmen gewohnt sind. Das begrüßen wir, da uns persönlich der entstehende Soap-Effekt durch die Interpolation stört. Bewegungen sind insgesamt eine große Stärke des Projektors. Bei Fußballübertragungen können wir am fliegenden Ball beispielsweise keine Nachzieheffekte oder ähnliches feststellen.
Kurzdistanzprojektor kommen häufig als Fernseher-Ersatz zum Einsatz. Dementsprechend müssen sie auch bei hellen Räumen oder Tageslicht eine gute Bilddarstellung liefern. Dementsprechend hoch setzt Epson die Helligkeit mit 3.600 Lumen an. Nutzerinnen und Nutzer müssen also nicht unbedingt die Jalousien zuziehen. Die hohe Helligkeit geht jedoch etwas auf Kosten einer natürlichen Farbwiedergabe. Im Standardmodus „Lebendig“ überstrahlen gerade helle Farben recht stark und wirken sehr grell. Und das nicht einmal bei der höchsten Lichtausgabe. Für Präsentationen oder in sehr hellen Räumen eignet sich der Modus jedoch perfekt. Für den Film-, Serien und Gaming-Betrieb bevorzugen wir den Farbmodus „Natürlich“. Hier nimmt der Epson die Leuchtkraft deutlich zurück, was zu einer recht natürlichen Projektion führt. Etwas überstrahlen die Farben aber auch hier noch. Der große Vorteil des Modus: Durch die niedrigere Leuchtkraft ist auch die Lautstärke deutlich geringer. Außerdem stehen noch „Helles Kino“, „Kino“ und „Dynamisch“ zur Auswahl. Alle Modi lassen sich natürlich über eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten im Detail nachschärfen.
Ein Pluspunkt des Epson EH-LS300W ist der Kontrast. Schwarz stellt der Projektor nahezu perfekt dar, wenn überhaupt erkennen wir nur einen leichten Blaustich. Helle Bereiche sind gut von den dunklen getrennt und strahlen nicht über. Das ist gerade bei Filmen und Serien mit vielen dunklen Szenen von Vorteil. Damit Nutzerinnen und Nutzer nicht unbedingt ein externes Soundsystem verwenden müssen, spendiert Epson dem Beamer eine integrierte 2.1-Soundbar in Zusammenarbeit mit den Experten von Yamaha. Das Stereopaar strahlt den Klang leicht zur Seite ab und es entsteht ein recht breiter Klangteppich vor dem Publikum. Aber auch der Bass kommt durch das dezidierte Tieftonchassis gut zur Geltung. Insgesamt überzeugt uns der Klang durch eine klare und gut verständliche Wiedergabe.
Lautstärke, Temperatur und Stromverbrauch
Epson EH-LS300 | |
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Auflösung | 1.920 x 1.080 Pixel |
Max. Helligkeit | 3.600 Lumen |
Projektionstechnologie | 3LCD |
Typ | Ultrakurzdistanzprojektor |
Fazit
Mit dem Epson EH-LS300 hat der Hersteller einen guten Ultrakurzdistanzprojektor im Angebot. Uns beeindruckt im Test vor allem die hohe Helligkeit und der gute Kontrast. Die Farbwiedergabe könnte unserer Meinung nach jedoch etwas natürlicher sein. Die Full-HD-Auflösung geht absolut in Ordnung, doch gerade bei großen Diagonalen haben 4K-Projektor natürlich klar die Nase vorne. Der Sound muss sich selbst vor externen Anlagen nicht verstecken. Die Anschlussvielfalt zeigt Licht und Schatten. Highlights sind die beiden HDMI-Schnittstellen und der Koax-Ausgang. Wir hätten uns jedoch noch 3,5-mm-Klinke und einen USB-Anschluss zur Datenwiedergabe gewünscht. Die Bedienung geht insgesamt einfach von der Hand, was vor allem an der übersichtlichen Menüstruktur und der hervorragenden Fernbedienung liegt. Wer einen erschwinglichen „Fernseher“ mit Diagonalen jenseits der 100 Zoll sucht, kann sich die Anschaffung durchaus überlegen. Wir können insgesamt eine Kaufempfehlung aussprechen.