Test: Denon AVC-X8500H

Stereo, Center-Lautsprecher, Surrounds, Back-Surrounds, Höhenkanäle, Voice of God – die Entwicklung des Heimkinotons der letzten Jahrzehnte wirkt wie ein Wettrüsten der Lautsprecherzahl. Denon spendiert dem AVC-X8500H stattliche 13.2 Kanäle. Doch was bringt‘s, außer größerer Zahlen?

Design und Verarbeitung

Viel gibt es über das Design eines AV-Receivers in der Regel nicht zu sagen: Die Geräte sind zumeist rechteckige Kästen mit einem Display und diversen Bedienelementen an der Front, Lüftungsschlitzen an der Oberseite und reichlich Anschlüssen hinten. In diesem Fall ist der Kasten sehr groß und in den Farben Silber und Schwarz erhältlich.

Spannender ist die Verarbeitung. Denon lässt sich in diesem Preissegment nicht lumpen und verpasst dem AVC-X8500H ein hochwertiges Aluminiumgehäuse. Vor allem die starke Frontplatte in gebürsteter Metalloptik und einer leichten Schwingung macht das Gerät ein Stück weit zum optischen Statement.

Gut durchdacht ist auch die Fernbedienung. Sie hat zahlreiche beleuchtete Tasten sowie ein einfaches, einzeiliges LC-Display, sodass die Bedienung auch im Dunkeln klappt. Die Beleuchtung schaltet sich dabei bei Erschütterungen automatisch ein – kaum ist sie in der Hand, sind die Tasten sichtbar. Die Empfindlichkeit ist dabei sogar etwas zu hoch: Liegt die Fernbedienung auf dem Sofa, leuchtet sie im Dunkeln immer wieder auf, sobald sich die Sitzgenossen bewegen. Das Gleiche passiert auf dem Couch-Tisch, sobald beispielsweise ein Glas abgestellt wird – hat man den Raum komplett abgedunkelt, kann das stören. Eine mögliche Lösung: Die Fernbedienung mit den Tasten nach unten lagern.

Ausstattung

Es liest sich wie das „What is what“ der Heimkinotechnik: Es gibt kaum eine Funktion, die der AVC-X8500H nicht unterstützt. Die Liste der Features im Datenblatt scheint endlos – konzentrieren wir uns also auf die Highlights.

Die 13.2-Funktionalität sticht sofort ins Auge. Liegt ein entsprechendes Dolby-Atmos-Signal an, beliefert der AVR diverse 13.2-Konfigurationen vollständig. In diesem Test war es eine 7.1.6-Konfiguration mit sechs Overhead-Lautsprechern (jeweils ein Paar in Front, Middle, Back). DTS:X unterstützt momentan „nur“ 11.2. Außerdem verarbeitet Denon als einziger Hersteller das Tonformat Auro 3D, das jedoch nur bei sehr wenigen Filmen und einigen Musik-Blu-rays zum Einsatz kommt. Wichtig: Auro 3D funktioniert nur mit Height-Lautsprechern, nicht mit Deckenlautsprechern.

Viel HDMI, viele Lautsprecher-Terminals und eine Analogsektion mit Phono-Eingang: Hier bleiben keine Wünsche offen.

Hervorragend ist auch die Konnektivität. Neben sieben HDMI-Eingängen für diverse gebräuchliche Zuspieler bietet Denon wie bei den größeren Modellen gewohnt auch zahlreiche analoge Eingänge – darunter ein Phono-Anschluss für Plattenspieler mit MM-Tonabnehmern (Moving Magnet). Drahtlos klappt’s über das hauseigene Multiroom-System Heos, aber auch DLNA, Apple AirPlay, Bluetooth und diverse Musikdienste über das Netzwerk sind an Bord.

Ein Software-Update lieferte bereits die eARC-Funktion nach. Bisher ermöglichte es der gewöhnliche ARC, unkomprimierten Stereoton sowie Dolby Digital und DTS bis 5.1 direkt vom Fernseher zurück an den AV-Receiver zu geben – über dasselbe Kabel, das standardmäßig Bild und Ton vom AVR zum TV liefert. Das ist praktisch, wenn Inhalte direkt vom TV kommen, etwa über den eingebauten TV-Receiver oder von Streaming-Apps wie Netflix und Amazon Prime Video.

Der eARC unterstützt nun auch die „großen“ Tonformate Dolby TrueHD, Dolby Atmos, DTS Master Audio und DTS:X. So kann die Netflix-App auf dem Fernseher zum Beispiel das Dolby-Atmos-Signal als solches an den AV-Receiver zurückgeben.

Zukunftssicherheit: Das wird noch kommen

Bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 4.000 Euro macht die schnelle Entwicklung der Technik so manchem Heimkinoenthusiasten Kopfschmerzen. Eine Investition dieser Größe sollte eine gewisse Zukunftssicherheit bieten, und genau hier glänzt Denon mit Weitsicht und einmaligem Service.

Zum einen sind es kostenlose Software-Updates, die neue Funktionen liefern, die hardwareseitig bereits vorgesehen sind. Der erwähnte eARC kam mit einem solchen Update, ebenso wie die

Das Innere des AVR ist übersichtlich, aufgeräumt und modular konstruiert.

IMAX-Content-Kooperation für hochwertiges, speziell aufbereitetes Bild- und Tonmaterial. Zocker freuen sich über ALLM – Auto Low Latency Mode. Spielekonsolen wie etwa die Xbox One X benutzen diesen Standard, um die Bildbearbeitungsfunktionen in der gesamten Wiedergabekette zu deaktivieren beziehungsweise zu minimieren. Dadurch verringert sich die Latenz, die Verzögerung zwischen Tastendruck und Reaktion auf dem Bildschirm ist also geringer. Gerade bei schnellen Spielen wie Shootern und Rennsimulationen wären große Latenzen störend und mitunter sogar spielerfolgsmindernd. Ein zukünftiges Software-Update (noch ohne Termin) wird DTS:X betreffen und dort auch die Kanalzahl auf über 11.2 hinaus erweitern, sodass der AVC-X8500H auch bei diesem Tonformat sein volles Potenzial ausspielen kann.

Auch kein Novum bei Denon: Es wird voraussichtlich 2020 ein optionales, kostenpflichtiges Hardware-Upgrade geben, das hauptsächlich Bild-Features liefern soll. Der AV-Receiver verarbeitet dann 4K-Auflösung bei 120 Hz, 8K-Auflösung bei 60 Hz und unterstützt HDR10+. Mit an Bord sind variable Bildwiederholfrequenzen (VRR, Variable Refresh Rate). Neuere Konsolen und Computer-Grafikkarten unterstützen diese Technologie (unter den Namen Adaptive Sync, Freesync und Gsync), um grafisch aufwendige Spiele flüssig darzustellen, ohne Bildfehler (Tearing) in Kauf zu nehmen.

Inbetriebnahme und Bedienung

Machen wir uns nichts vor: Ein AV-Receiver dieser Kategorie bietet mehr Funktionen, als die meisten Benutzer wirklich verwenden. Denon gibt sich aber große Mühe, den Benutzer in den Menüs und vor allem beim Einrichtungsvorgang an die Hand zu nehmen. So gibt es zum Beispiel während der Einmessung mit dem mitgelieferten Mikrofon eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, bei der nichts schiefgehen kann. Auch sind die Menüs übersichtlich strukturiert und gut bedienbar. Wer es nicht über den Fernseher richten will, bekommt alles auch im Display des AVR angezeigt – dort natürlich entsprechend unübersichtlicher.

Die automatisch aufleuchtende Fernbedienung ist größtenteils praktisch – in manchen Fällen aber auch störend.

Sowohl die Heos-App als auch die AVR-Remote-App sind mit dem AV-Receiver kompatibel. Sie ermöglichen die Bedienung mit dem Smartphone oder Tablet. Das klappte im Test soweit gut, allerdings sind die Apps weniger übersichtlich als die große Fernbedienung. Dafür wird die Armee der schwarzen „Bedienkästen“ im Wohnzimmer kleiner.

Klangeindruck

Schon im Stereo-Betrieb spielt der AVC-X8500 kräftig mit den Muskeln. Mit und ohne Bassmanagement kommen Bässe präzise auf den Punkt. Im Mittenbereich macht sich die Denon-typische, etwas warme Klangfärbung bemerkbar, der AVR ist weniger neutral und analytisch als manches Konkurrenzprodukt. Durchhörbarkeit und Dynamik sind hervorragend.

Im Mehrkanalbetrieb dreht der AVR so richtig auf. Zunächst beeindruckt die großartige Immersion der 14 Kanäle im Atmos-Betrieb. Aber nicht nur die schiere Wucht zählt – auch filigrane Klangelemente und große Dynamiksprünge sind kein Problem für den Boliden. Die Lokalisierbarkeit der einzelnen Klangelemente ist stets großartig, daraus folgt eine wunderbare Durchhörbarkeit. Auch bei Ansteuerung aller Kanäle wird der Hörer also nicht schlicht vom Klangeindruck erschlagen, sondern kann sich über ein ausgewogenes, stimmiges Klangbild freuen. Mehr denn je hat der Hörer das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein.

13 vs. 11 – Lohnt sich das Aufrüsten?

Denon AVC-X8500H
Dedizierte Endstufen13
Fortschrittlichste unterstützte TonformateDolby Atmos, DTS:X, Auro 3D
Fortschrittlichste unterstützte Bildformate4K (2160p60), HDR10, Dolby Vision.
Nach Hardware-Upgrade: 8K (4320p60) / 4k (2160p120), HDR10+, Dolby Vision, VRR
Leistung pro Kanal210 Watt
Wir erinnern uns: Nach 5.1 kamen die ersten Surround-Formate mit sieben (DD EX 6.1, DTS-ES 6.1) beziehungsweise acht Kanälen (7.1). Das Ziel: Die Back-Surrounds sollten es ermöglichen, die gewöhnlichen Surround-Lautsprecher ein Stück weit nach vorne zu schieben und so seitliche Phantomschallquellen zu stabilisieren. In der Praxis enttäuschte das Upgrade jedoch oft – zu präzise mussten Aufstellung und Einmessung sein, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. In vielen Wohnzimmern sind die Kompromisse zu groß.

Dass Höhenlautsprecher da ein anderes Thema sind, weil sie eine völlig neue Klangebene hinzufügen, versteht sich von selbst. Doch betrachten wir den Schritt von einem 11.2-Setup (Front Top Left, Front Top Right, Rear Top Left, Rear Top Right) zu einem 13.2-Setup (zusätzlich Middle Top Left, Middle Top Right). Das Ergebnis beeindruckt! Im Nachhinein betrachtet, hatten wir im Test das Gefühl, dass Dolby Atmos erst durch die mittleren Overhead-Lautsprecher so zur Geltung kommt, wie es eigentlich gedacht ist. Das mag daran liegen, dass der direkte Klang über dem Kopf mehr zur Geltung kommt („Voice of God“-Effekt) als die vorderen und hinteren Höhenlautsprecher. Diese verursachen eher eine Aufweitung des Klanges der Front- beziehungsweise Rear-Lautsprecher. Die mittleren Overheads erzeugen mehr „wow“ und „aha“. Klanglich ist das Upgrade absolut lohnenswert. Preislich sieht die Sache etwas anders aus: Bei Denon beträgt ist der Unterschied zwischen 11.2 (AVC-X6500H) und 13.2 etwa 1.400 Euro. Da entscheiden der Geldbeutel und der Grad der Liebhaberei.

Fazit

Hier passt fast alles: Denon spendiert seinem Flaggschiff so viele Funktionen, dass man sich kaum noch Wünsche ausdenken kann – selbst zukünftige Features sind bedacht. In Sachen Klang und Bedienung lässt sich der AVC-X8500H ebenfalls nicht die Butter vom Brot nehmen. Grandios!

Wertung

: Denon AVC-X8500H

Denon AVC-X8500H
  1. Design und Verarbeitung
    1,1
    • Ausstattung
      1,0
      • Inbetriebnahme und Bedienung
        1,3
        • Klangqualität
          1,1

          Pros

          • 13.1 erzeugt hervorragende Immersion
          • sehr guter Klangeindruck
          • Ausstattung lässt keine Wünsche offen
          • Zukunftssicher dank Updates und geplantem Hardware-Upgrade

          Cons

          • Großer Preissprung im Vergleich zu 11.2-Geräten