Mit dem Freo Z Ultra will der chinesische Hersteller Narwal die Königsklasse der Saugroboter erobern und etablierten Marken wie Dreame und Roborock Konkurrenz machen. Für einen stolzen Preis von 949 Euro verspricht der Freo nichts weniger als Perfektion: eine makellose Hinderniserkennung und erstklassige Reinigungsleistung. Doch bleibt der Roboter in der Praxis tatsächlich auf der Überholspur, oder erweist sich das Ganze als ambitionierter, aber unausgereifter Versuch? Unser Praxistest zeigt, wie viel Premium im Freo Z Ultra wirklich steckt.
Inhalt
Design und Verarbeitungsqualität
Narwal setzt auf eine runde Bauform, wie sie für viele Saugroboter typisch ist. Das Gehäuse besteht aus weißem Kunststoff und fügt sich dezent in die Umgebung ein. Der verbaute Laserturm und das silberne Herstellerlogo durchbrechen die schlichte Optik und setzen kleine Akzente. Während uns das zurückhaltende Design insgesamt gefällt, ist dies aber natürlich Geschmackssache.
Mit einer Höhe von 10,8 Zentimetern, einer Breite von 35 Zentimetern und einer Länge von 34 Zentimetern ist der Roboter in etwa so groß wie andere Spitzenmodelle am Markt. Allerdings liegt die Bauhöhe mit 10,8 Zentimetern über der magischen Grenze von 10 Zentimetern, was in der Praxis zu Problemen führen kann: Bei tiefen Möbelstücken bekommen die meisten Modelle über 10 Zentimeter Probleme. Mit einem Gewicht von 4,5 Kilogramm bleibt der Freo jedoch tragbar und lässt sich problemlos zwischen Stockwerken transportieren.

Die Ladestation des Geräts fällt mit Maßen von 38,8 x 43,08 x 46,2 Zentimetern vergleichsweise breit aus. Auch sie ist in schlichtem Weiß gehalten, wobei eine silberne Blende auf der Vorderseite das Design etwas auflockert. Dieses unauffällige, aber stimmige Gesamtbild dürfte viele Nutzerinnen und Nutzer ansprechen. Neben der weißen Farbvariante ist der Freo Z Ultra auch in Grau erhältlich.
In puncto Verarbeitungsqualität gibt sich der Freo Z Ultra keine Blöße. Die abgerundete Bauweise bietet keine scharfe Kanten, die ein Verletzungsrisiko sein können. Die einzelnen Komponenten des Roboters und der Ladestation sind präzise zusammengefügt, mit minimalen und gleichmäßigen Spaltmaßen. Der verwendete Kunststoff überzeugt durch Robustheit und bleibt auch unter starkem Druck formstabil. Das spricht für eine hohe Fertigungsqualität.
Bedienung und Handhabung
Um den Narwal Freo Z Ultra in Betrieb zu nehmen, verbinden wir zunächst die Reinigungsstation mit einer Steckdose. Das über einen Meter lange Kabel bietet ausreichend Spielraum, lässt sich jedoch nicht aufwickeln – schade.
Die Einrichtung erfolgt über die Narwal Freo-App, die kostenlos für Android und iOS verfügbar ist. Der Hersteller setzt eine Registrierung mit einem Nutzerkonto voraus. Schade, aber mittlerweile sehr verbreitet. Positiv ist hingegen die intuitive Einrichtung: Die App führt uns Schritt für Schritt durch den Prozess und erklärt verständlich, was zu tun ist. Leider trüben teils holprige Übersetzungen den Gesamteindruck. Dennoch dauert die Inbetriebnahme in der Regel nicht länger als 15 Minuten.
Der Roboter selbst ist schlicht und funktional gestaltet. Auf der Oberseite befinden sich zwei Tasten: ein Power- und ein Home-Knopf. Beide lassen sich problemlos bedienen und haben einen angenehmen Druckpunkt. Sie ermöglichen es, den Roboter manuell zu starten oder ihn zurück zur Basis zu schicken.

Die App des Narwal Freo bietet ein breites Spektrum an Funktionen. Basis-Features wie das Setzen von No-Go-Zonen, das Zusammenführen und Abgrenzen von Räumen sowie die Anpassung der Saugleistung sind ebenso vorhanden wie innovative Extras. Besonders hervorzuheben sind viele innovative Features wie der Freo-Modus, der mithilfe künstlicher Intelligenz die Reinigungsintensität und -frequenz je nach Raum anpasst.
Doch trotz der innovativen Features zeigt die App auch Schwächen. Zum Beispiel können wir die Reinigungshäufigkeit der Mopps nur innerhalb vorgegebener Intervalle (8, 10, 12 Quadratmeter oder pro Raum) einstellen. Warum hier keine freie Anpassung möglich ist, bleibt unverständlich. In der Praxis führt diese Einschränkung dazu, dass der Roboter in unterschiedlich großen Räumen unnötig oft seine Mopps wäscht. Bei unserem Test müssen wir bereits nach zwei kompletten Reinigungen unserer Wohnung den Schmutzwassertank entleeren und den Frischwassertank auffüllen. Hier hätte Narwal mehr Flexibilität bieten können.
Probleme treten auch bei der Raumaufteilung auf. Zwar erkennt der Freo Räume automatisch und grenzt sie automatisch ab, was grundsätzlich hilfreich ist. Doch in unserem Test verwechselt der Roboter unsere offene Küche und das Wohnzimmer, die durch einen kleinen Gang verbunden sind, als einen einzigen Raum. Die Funktion, diese Bereiche manuell zu teilen, funktioniert in der App nicht – schade. Dieses Problem tritt zwar auch in anderen Apps anderer Hersteller auf, könnte aber besser gelöst sein.

Während die App Schwächen zeigt, überzeugt die Reinigungsstation des Freo Z Ultra umso mehr. Sie bietet nahezu alle Funktionen, die auch Modelle wie der Roborock S8 MaxV Ultra oder der Dreame X40 Ultra mitbringen: Die Mopps werden automatisch gereinigt, getrocknet und der Staubbehälter des Roboters wird in einen Einwegbeutel abgesaugt. Zwar entstehen durch den Beutelkauf zusätzliche Kosten, jedoch bleiben diese mit Preisen von unter 4 Euro pro Beutel überschaubar. Ein Beutel reicht in der Regel für mehr als einen Monat.
Ein cooles Highlights ist, dass durch Ozon das Frischwasser im Tank sauber gehalten wird. Ebenfalls neu ist für uns die Trocknungsfunktion des Staubbeutels. Sollte sich nasser Schmutz darin ansammeln, verhindert die integrierte Trocknung unangenehme Gerüche. Diese Funktion erweist sich in der Praxis als äußerst effektiv und ist ein Alleinstellungsmerkmal des Freo Z Ultra.
Neu ist für uns auch ein Reinigungskissen an der rechten Seite des Roboters, das wir über einen Klippmechanismus befestigen können. Dieses wischt beim Reinigen die Fuß- und Seitenleisten unserer Wände ab – eine sehr gute Idee.
Der Narwal Freo Z Ultra navigiert mithilfe seiner Lidar-Sensoren, die in einem Laserturm integriert sind. Um auch unter schlechten Lichtbedingungen präzise arbeiten zu können, ist eine zusätzliche Beleuchtung eingebaut. Damit weiß der Roboter jederzeit, wo er sich befindet und wohin er sich bewegt – gut umgesetzt.
Die Reinigung startet der Freo systematisch: Zunächst fährt er die Raumränder ab, bevor er die Innenflächen in geraden Bahnen säubert. Dieses bewährte Konzept funktioniert in der Praxis reibungslos. Besonders positiv fällt auf, dass der Roboter nach Abschluss der Reinigung eigenständig Bereiche erkennt, die er ausgelassen hat, und diese gezielt nachbearbeitet. Das steigert die Reinigungsqualität merklich. Ein Nachteil ist die Bauhöhe von über 10 Zentimeter, wodurch er in unserem Test nicht mehr unter einen tiefen Kleiderschrank fahren kann.
Bevor die erste Reinigung erfolgen kann, muss der Freo eine Kartierung der Räumlichkeiten durchführen. Dieser Schritt läuft effizient ab. Selbst verwinkelte Bereiche erfasst der Roboter akkurat und nimmt sie nahtlos in seine Karte auf. Mit einer Dauer von etwa 17 Minuten liegt der Freo im Mittelfeld vergleichbarer Modelle seiner Preisklasse.
In puncto Hinderniserkennung liefert der Narwal Freo Z Ultra eine herausragende Leistung. Seine KI-gestützte Obstacle Avoidance identifiziert zuverlässig eine Vielzahl von Objekten und umfährt diese präzise. In unserem Test meisterte er problemlos Stuhlbeine, Socken, Pantoffeln und sogar Ladekabel – Hindernisse, die selbst High-End-Modelle oft vor Herausforderungen stellen.
Gelungen ist zudem, wie eng der Freo an Objekten vorbeifährt, ohne unnötig Reinigungsfläche zu verschenken. Ebenfalls stark ist auch die Erkennung von großen Verschmutzungen wie einer Kaffeelarche, die er gezielt anfährt und danach die Mops wieder reinigt, um den Rest des Bodens nicht unnötig vollzuschmieren. Insgesamt überzeugt der Narwal Freo Z Ultra mit einem durchdachten Navigationssystem und einer erstklassigen Hinderniserkennung.
Saug- und Wischleistung
Für den Saugtest verteilen wir Konfetti, Reis und etwas Salz auf dem Boden. Leider zeigt der Freo Schwächen in den Ecken: Von fünf platzierten Reiskörnern entfernt er lediglich eines. Schade, insbesondere wenn man andere High-End-Modelle wie den S8 MaxV Ultra oder den Eufy S1 Pro betrachtet, die ohne ausfahrbare Seitenbürsten in dieser Disziplin mehr leisten.
Auch in der Fläche bleibt die Saugleistung hinter den Erwartungen zurück. Zwar entfernt der Narwal etwa 80 Prozent der Verschmutzungen, doch dieser Wert liegt unter dem Durchschnitt seiner Konkurrenz in der Premiumklasse. Auch auf Teppichen erreicht der Freo deutlich weniger Reinigungswirkung.

Die Wischleistung hingegen weiß zu überzeugen. Mit rotierenden Wischpads erzielt der Roboter genug Druck, um einfache Verschmutzungen wie nicht eingetrockneten Kaffee gründlich zu entfernen. Bei hartnäckigen Verschmutzungen stößt er jedoch an seine Grenzen – ein Problem, das auch andere Top-Modelle auf dem Markt teilen.
Ein interessanter, aber nicht perfekter Ansatz ist Narwals sogenannte Swing-Technologie. Statt eines ausfahrbaren Wischpads, wie es bei einigen Konkurrenzgeräten üblich ist, schwingt sich der Roboter mit seiner Hinterseite zur Kante. Eine Funktion, die eigentlich nur aus der Mittelklasse kommmt. Dadurch sollen Kanten und Ecken besser gereinigt werden. In der Praxis funktioniert dieses Konzept gut, benötigt jedoch deutlich mehr Zeit als die Konkurrenzlösungen.
Zusammenfassend hinterlässt der Narwal Freo Z Ultra bei der Reinigungsleistung einen gemischten Eindruck. Während die Wischfunktion stark punktet, bleibt die Saugleistung – vor allem in Ecken und auf Teppichen – hinter den Erwartungen zurück. Hier zeigt sich, dass der Freo trotz innovativer Ansätze nicht mit den besten Modellen seiner Klasse mithalten kann.
Akku
Mit einer vollständigen Akkuladung soll der Narwal bis zu 150 Minuten durchhalten. In unserem Test kommen wir auf eine Laufzeit von 120 Minuten bei normaler Saugstufe, was angesichts der Herstellerangaben ein gutes Ergebnis ist. Die Laufzeit reicht locker aus, um unsere etwa 85 Quadratmeter große Testwohnung in einem Durchgang zu reinigen.
Lautstärke
Im Betrieb überschreitet der Z Ultra nicht unsere akustische Schmerzgrenze von 80 Dezibel und ist verhältnismäßig leise. Im Normal-Modus kommen wir auf 60 Dezibel, bei höchster Stufe 68 Dezibel. Gespräche sind noch locker möglich
Hygiene
Bei den Staubbehältern handelt es sich um Einwegbeutel. Gerade für Allergikerinnen und Allergiker optimal. Beim Entnehmen müssen wir an der Öffnung eine Lasche herausziehen, die den Beutel verschließt. Eine gute Idee mit cleverer Umsetzung. Einzig ein HEPA-Fillter für Allergikerinnen und Allergiker wäre noch wünschenswert.
Fazit
Der Narwal Freo Z Ultra positioniert sich ambitioniert in der Premiumklasse der Saugroboter und beeindruckt mit einer erstklassiger Hinderniserkennung. Trotz hochwertiger Verarbeitung und starker Wischleistung enttäuscht die Saugleistung, insbesondere in Ecken und auf Teppichen. Die App bietet viele nützliche Funktionen, zeigt aber auch Schwächen in der Raumaufteilung und Flexibilität. Während die Navigation präzise ist, bleibt die Reinigungsleistung hinter den Erwartungen zurück. Insgesamt ein gut durchdachtes Gerät, das jedoch nicht ganz mit den etablierten Spitzenmodellen mithalten kann – ambitioniert, aber mit Luft nach oben.
So testen wir Staubsauger-Roboter
Testergebnisse im Detail
Verarbeitungsqualität (10 / 10)
Robustheit Material | 2,5 / 2,5 | |
Spaltmaße | 2,5 / 2,5 | |
Bauteile sauber verbunden | 2,5 / 2,5 | |
Keine scharfen Kanten | 2,5 / 2,5 |
Handhabung und Navigation (25,5 / 30)
Einrichtung | 4 / 4 | |
App | 2,5 / 4 | |
Reinigungsstation | 6 / 7 | |
Tempo bei Navigation | 2 / 2 | |
Kartierungsergebnis | 4 / 5 | |
Hinderniserkennung | 5 / 6 | |
Wie nah wird an Hindernisse herangefahren | 2 / 2 |
Reinigungsleistung (32 / 50)
Saugleistung Teppich | 6 / 10 | |
Saugleistung Hartboden | 8 / 10 | |
Eckenreinigung | 4 / 10 | |
Wischleistung leichte Verschmutzungen | 9 / 10 | |
Wischleistung hartnäckige Verschmutzungen | 5 / 10 |
Geräusch- und Geruchsentwicklung (4,5 / 5)
Lautstärke im Normal-Modus | 2 / 2 | |
Lautstärke im Maximal-Modus | 1,5 / 2 | |
Gerüche | 1 / 1 |
Hygiene (5 / 5)
Beim Entnehmen des Staubbeutels kein Kontakt mit Staub | 2,5 / 2,5 | |
HEPA-Filter inklusive | 2,5 / 2,5 |
Wertung
: Narwal Freo Z Ultra
Pros
- Erstklassige Hinderniserkennung
- Verarbeitung
- Wischleistung
- Intelligente Navigation
- Praktische All-in-One-Station mit innovativen Features
Cons
- Schwache Saugleistung, besonders in Ecken und auf Teppichen
- Eingeschränkte Flexibilität der App
- Probleme bei der Raumaufteilung
- Passt nicht unter alle Möbel
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